Vierter Teil
Vor der Erörterung von Proportionswahlen: Zugehörige neue, nicht mehr kapitalistische ökonomische Institutionen. B. Warenästhetik, Marktmaschine, umgebautes Geld
(Blogeinträge 68 bis 104)
Auch den Ware-Geld-Beziehungen nähern wir uns von der ganz individuellen Seite: D i e W e l t , derer das Individuum angesichtig wird, z e i g t W a r e n o b e r f l ä c h e n , ja erhält von solchen auch da, wo es vielleicht noch Nichtwaren sieht, die von Waren „nur“ durchsetzt sind, fast überall den bildbestimmenden Akzent. Und das Individuum selber umgibt sich mit den Oberflächen von Waren, auf die es ja seine Existenz stützt und die es „anzieht“ wie Kleider. Sie sind die Außenseite seiner Lebensentwürfe und -geworfenheiten, seiner Lebensfragen und -antworten. Ist das fatal? Ich glaube nicht. Es ist wohl etwas dran, wenn zum Beispiel Hannah Arendt im Eigentum des Individuums, das sind Waren, die es gekauft hat, ein Außen sieht, in dem es seine innere Eigenheit muss wiederfinden können. Arendt folgt da zwar einer bürgerlichen Tradition, doch wie wir betont haben, stellt sich auch Marx unter dem Kommunismus die Wiederherstellung des individuellen Eigentums vor. Auch insofern muss dieses erst hergestellt werden, als heute, was ich erblicke, nicht m e i n e Welt ist und ich oft eher definiert werde von einem Außen, das die Märkte mich zu kaufen nötigen, als dass die Definitionsmacht bei mir läge. Weil ich aber nicht starr bin, wird eine Welt, die meine Welt ist, es ebensowenig sein. Das wiederherzustellende Eigentum als meine Welt soll mobil bleiben und seine Gestalt rasch wechseln können, und dann bleibt es besser warenförmig, ohne aber noch der Kapitallogik zu folgen.
Wenn wir so an die Sache herangehen, ahnen wir, dass die Freiheit des Wählens keine so leichte Sache ist, also nicht unbedingt populär sein muss. Hätten wir nämlich die Freiheit, die Ästhetik unseres Außen selbst zu bestimmen, statt dass sie uns vorgegeben ist – in mehreren Varianten, so dass wir den Befehl nicht spüren, der darin liegt -, hieße das ja, dass wir über uns selbst entscheiden: ob wir bleiben wollen, wie wir jetzt sind, jetzt im vorgegebenen Außen, oder uns ändern wollen. Ist es nicht leichter, wenn fremde Götter des Marktes uns die Entscheidung abnehmen? Ist es nicht schwer genug und fast schon eine Überforderung, ein Parlament mitzuwählen und dann nicht lebenslang an derselben Partei hängenzubleiben? Willy Brandt hatte recht: Demokratie muss wirklich g e w a g t werden. Wir aber wollen das tun, in Gedanken vorerst wenigstens.
Freilich findet das Eigen nicht nur im Äußeren Stützpunkte, sondern ruht mehr noch in sich selber. Bei meiner Selbstdefinition spielen die Sachen, die ich einkaufen muss, gar nicht die Hauptrolle. Mein „eigen“tliches Bedürfnis ist, dass ich z u f r i e d e n bin: liebe und geliebt werde, Ekstasen kenne, Schaffensfreude habe, auch Kunstgenuss, auch möglichst viel Weltbeobachtung – damit ich einsehen kann, woran ich „eigen“tlich mitwirke (Weltbeobachtung hat eine touristische Seite, ist aber letztlich Beobachtung des Stands der Weltgeschichte, auch meines Platzes darin) – und so weiter. Einiges davon wird zweifellos durch Käufe gefördert, doch selbst die gelingende Weltbeobachtung hängt weniger von gekauften Weltsachen ab (siehe Gottfried Benn: „Meinen Sie, aus Habana…?“) als von meiner Beobachtungsgabe. Indessen ganz ohne äußere Stützpunkte, wie etwa eine Wohnung, aber auch Stadtumgebung, die nicht hässlich sind, wird der noch so philosophisch gesonnene Mensch nicht zufrieden sein können.
Wir wollen daher dies Außen w ä h l e n , statt dass die Werbebilder und Warendesigns, die von der Kapitallogik ausgehen, über es entscheiden. Solche Wahl kann nicht den Charakter einer Abstimmung mit bindenden Folgen haben. Wohl aber kann das Machtverhältnis von „Angebot und Nachfrage“ umgekehrt werden. In diesen Begriffen, die der heutigen Realität entsprechen, ist eine Differenz getilgt: Genau was angeboten wird, muss heute nachgefragt werden, statt dass die „Nach“frage zur V o r frage wird, die das Individuum zunächst unabhängig findet und dann erst den Anbietern aufgibt. Liefe es so, wären es die Anbieter, die m i t i h r e n A n g e b o t e n n a c h f r a g e n , nämlich ob sie die Vorfrage richtig verstanden haben. Dafür gibt es längst ein Modell: die öffentliche Ausschreibung von Architekturwettbewerben. Was schließlich gebaut wird, ist durch und durch warenförmig, doch übers Design hat die „Nachfrage“ entschieden. Der Name passt nicht, denn es wurde v o r h e r gefragt. Die Architekten hören zum Beispiel, sie sollen „kritische Rekonstruktion“ eines im Krieg zerstörten Gebäudes anbieten. Dann versuchen es alle und der Beste erhält den Zuschlag. Dies Modell, in dem uns, wie so oft, Vergesellschaftung als Verstaatlichung begegnet, hier eines Kaufs im öffentlichen Interesse, dehnen wir auf alle Warengruppen des individuellen Konsums aus oder lassen es dort jedenfalls immer mitspielen. Dann ist es zum Modell der Vergesellschaftung geworden.
Es spricht ja gar nichts dagegen, dass Unternehmen Designs vorschlagen. Dass sie den Willen der Konsumenten treffen, ist durchaus möglich und sie mögen über besonderes fähige Designer verfügen. Aber es muss auch möglich sein, dass Vorschläge von Konsumentenseite den Unternehmensvorschlägen entgegentreten und dann ebenso sichtbar sind wie diese. Wir stellen uns vor, dass ein Teil der im Fach „Produktdesign“ Ausgebildeten nicht in den Unternehmen arbeitet, sondern sich zu Künstlergruppen nach dem Vorbild des Bauhauses zusammentut – das Bauhaus hatte einst für Dinge des alltäglichen Konsums, Tassen, Stühle, Tische, neue Designs ausgearbeitet, an denen sich dann auch manche Unternehmen orientierten – und im Einklang mit den Konsumenten oder in der Kommunikation mit ihnen eigenständige Designvorschläge ausstellt, zum Beispiel in einer Gegenwerbung. Denen würden einzelne Unternehmen folgen, besonders wenn Meinungsumfragen den Kauf erwarten lassen, und mit den anderen Unternehmen in Konkurrenz treten. Auch hier also fände, abgeschwächt zwar, eine „ökonomische Wahl“ statt. Finanziert würden solche Künstlergruppen von der Gesamtheit der Unternehmen, die ja alle über einen Werbeetat verfügen. Dieser würde geteilt und ginge zur Hälfte an die Gruppen.
Soviel zur individuellen Sicht auf den Markt. Diesen selbst fassen wir mit Karl Polanyi als eine Art Maschine auf, welches Wort er zwar nicht gebraucht. Doch spricht er vom „selbstregulierenden“ Markt und deutet damit an, dass der Markt wie ein Thermostat funktioniert, jedenfalls funktionieren soll: Wenn die Wärme zu sehr abgenommen hat, sprich wenn ein „Ungleichgewicht“ entstanden ist, springt die Marktmaschine an und bleibt bis zum Erreichen des Gleichgewichtspreises in Bewegung. Das ist tatsächlich die Vorstellung der meisten Volkswirtschaftler, und man kann nicht sagen, dass sie gänzlich an der Realität vorbeigeht, denn genau ein solcher Markt hatte entstehen sollen; so wollte es die bürgerliche Regierung, die 1832 in England an die Macht kann.
Man kann nun, wenn man will, die Simplizität des Modells kritisieren. Der Markt sei vielmehr immer im Ungleichgewicht. Seine komplizierte Logik lasse sich mit Begriffen wie „Gleichgewicht“, die einer veralteten Mechanik angehörten, nicht begreifen. Wir gehen aber anders an die Sache heran. Maschinen sind dazu da, die Mühsal der menschlichen Existenz zu erleichtern. Warum soll uns nicht auch in der Ökonomie eine Maschine helfen? Das Problem ist nur, dass sie nicht funktioniert. Wenn es wirklich zu optimierten „Gleichgewichten“ nach u n s e r e n Kriterien käme, das wäre doch gut. Wenn wirklich die Preise anzeigten, welche Möglichkeiten, gemessen an u n s e r e n Kriterien, ökonomisch bestehen und welche nicht. Das tun sie nicht. Nach welchen Kriterien immer, geht die Beschreibung „Gleichgewicht“ an der Realität vorbei. Auch weil die Marktmaschine, die wir haben, tatsächlich einer zu komplizierten Logik folgt und permanent aus dem Ruder läuft. Aber wenn das so ist, können wir sie umbauen. Für eine s i m p l e Marktmaschine, die einige ökonomische Aufgaben gut bewältigen kann, haben wir Verwendung.
Das Erste ist wirklich, dass wir uns klar machen, wir haben es mit einer Maschine zu tun. So sind wir ja auf dem Weg, uns zu befreien, denn von einem Markt, den wir als Maschine begreifen, haben wir uns bereits d i s t a n z i e r t . Er ist kein Warenmeer, in dem wir haltlos schwimmen, sondern steht uns als Werkzeug gegenüber. Ob es u n s e r Werkzeug ist, steht freilich in Frage. Bezeichnenderweise ist der Werkzeugcharakter heute verdeckt. Der Grund ist, dass wenn die heutige gesellschaftliche Verfasstheit offen kommuniziert würde, sie sich nicht halten ließe. Es würde sich nämlich zeigen, dass dies Werkzeug von einer ziemlich kleinen Gruppe von Menschen gehandhabt wird, statt dass die Gesellschaft es tut. Besser gesagt sähe man darin nicht mehr – denn der Umstand als solcher ist bekannt und alle ärgern sich – eine Kette von Zufällen, sondern dass es System hat. Wenn aber das Werkzeug ohnehin nicht zu sehen ist, wen wundert’s, dass es k e i n e n G r i f f zu haben scheint, der Gesellschaft jedenfalls keinen zukehrt, den sie ergreifen könnte, um zu steuern. Aber wie denn auch, hören wir die Apologeten, es ist ja eine „selbstregulierende“ Maschine! Aber welcher Thermostat ist so selbstregulierend, dass er nicht einmal eingestellt werden müsste, wechselnd nach wechselnden Bedürfnissen des Menschen, der in seiner Wohnung wohnt? Was wir zu tun haben, ist klar: d i e M a r k t m a s c h i n e m i t G r i f f e n v e r s e h e n – wie jedes Fahrrad eine Lenkstange hat -, damit sie sich nicht selbst fährt, sondern wir sie fahren.
Mit dem Übergang von der Metapher Thermostat zur Metapher Fahrrad leite ich zu einer weiteren Eigenschaft jeder Maschine über: Abgesehen davon, dass sie Griffe hat, muss sie auch angetrieben werden. Mit den Antrieben der „selbstregulierenden“ kapitalistischen Marktmaschine liegt es nun besonders im Argen. Der bürgerliche Entwurf der Maschine sah vor, dass es zum einen Menschen, die nach Gewinn streben, und zum andern hungernde Menschen geben müsse. Dann könne man sicher sein, dass die Hungernden die Gewinnstreber aufsuchen würden, ganz freiwillig, und die Produktion für den Markt würde beginnen. Das hat schon Marx gesehen. Doch von Polanyi lernen wir, dass der Hunger planmäßig herbeigeführt werden musste und dass dies seit 1832 geschah, dem Datum der bürgerlichen Regierungsübernahme. Da wurde die Armengesetzgebung in England abgeschafft, die für eine gewisse Sozialhilfe gesorgt hatte.
Polanyi zeigt sehr klar, wie künstlich, gemessen an der ganzen vorausgegangenen Menschheitsgeschichte, dieser Hunger und auch dieses Gewinnstreben war. Denn um solche Antriebe herbeizuführen, mussten sie aus allen sozialen und gedanklichen Kontexten herausgelöst werden, in denen sie vorher nachweislich immer gestanden hatten. Man hatte sich vielleicht nicht genug um die Armen gekümmert, doch sie in ihrem Hunger zu isolieren, war nie vorgekommen. Und auch ein pures Gewinnstreben, das nicht irgendwelchen bestimmten Zielen galt oder mit ihnen verbunden war, hatte es nicht gegeben. Kurz, um die kapitalistische Maschine herbeizuführen, musste man für Bewusstlosigkeit sorgen. Asozialer Hunger und bewusstlose Gewinnsucht, solche Antriebe schienen pur „natürlich“ zu sein, mit ihnen konnte man r e c h n e n wie in einer guten mathematisierten Physik. Auch hier ist klar, was wir zu tun haben: Wir nehmen die Bewusstlosigkeit zurück. Hinsichtlich des Hungers haben wir es schon getan, denn wir führen das Grundeinkommen ein, welches seinem Bezieher erlaubt, am Antrieb der Marktmaschine nur dann teilzunehmen, wenn ihm die Produktionszwecke einleuchten.
Pure Gewinnsucht hat auch keine Chance mehr. Wenn die Unternehmer nicht von selbst dahin kommen, nur für gute Ziele Gewinn machen zu wollen, werden sie von der Gesellschaft, die ihnen Grenzen weist und Richtungen vorgibt, dazu angehalten. Vergessen wir auch nicht die Vergesellschafteten Unternehmen. Das sind welche, die von selbst dahin kommen. Nicht nur dass die Marktmaschine „Griffe bekommt“ und bewusste statt scheinnatürliche Antriebe, sondern auch diese Unternehmen tragen als ganz neuartige Maschinenelemente zu ihrem Umbau bei.
Weiter wird dahin umgebaut, dass es v e r s c h i e d e n e M a s c h i n e n k a m m e r n gibt, zwischen denen nicht alle Energie völlig frei hin- und herfließen kann. Solches wird auch sonst nicht von jeder Maschine verlangt; man kennt welche, die explodieren würden, wenn sie so „frei“ wären. Damit die Marktmaschine nicht explodiert, wird die Verlagerung der Investitionen von einer Branche in eine andere, zum Beispiel von der Getreide- zur Biospritproduktion oder von dort zur Immobilie, in Grenzen gehalten. Die Grenzen ergeben sich aus der Proportionswahl. Wenn der sicher sehr niedrige Landnutzungsanteil, den die Gesellschaft für Biosprit vorsieht, ausgeschöpft ist, werden die Schotten dichtgemacht für diese besondere Maschinenkammer.
Wo die Maschine heiß läuft, wird sie angehalten. Sie läuft heute heiß wegen ihrer überzogenen Selbstreguliertheit: Indem die Investoren beobachten, wie sich Preise entwickeln, und danach handeln, kommen unter Umständen nicht Gleichgewichtspreise heraus, sondern „Blasen“. Dies wird noch dadurch befeuert, dass Banken für das Geld, das sie haben und verwalten, händeringend Kreditnehmer suchen, damit es Gewinn abwirft. Aber wenn von vornherein durch die Proportionswahl feststeht, wie groß beispielsweise die „Kammer“ der Immobilien ist, die in der Wahlperiode „nachgefragt“ werden wird – deren B e s t e l l u n g , besser gesagt, durch die Wahl erfolgt ist -, wird jede sich anbahnende Überhitzung von den genannten Schotten zurückgehalten.
Und übrigens wollen wir nicht nur keine Überhitzung, sondern auch keine Uferlosigkeit der Marktmaschine. Die Gesellschaft ist der Konstrukteur: Sie kann entscheiden, welche Güter durch sie laufen – „in Wert gesetzt werden“ – und welche nicht. Sie entscheidet auch über die M e n g e der in Wert gesetzten Güter. Soll es bei der Menge der vorausgegangenen Periode bleiben oder nicht? Proportion und Menge der Güter hängen immer zusammen. Heute ist es so, dass sich die Proportion im Verwertungsautomatismus von selbst ergibt und mit ihr die Menge. Das kehren wir um und legen erst die Menge fest, um s i e dann proportional zu unterteilen. Schon weil die Grenzen des Umweltraums nicht überschritten werden dürfen, ist diese Reihenfolge richtig. Wir fassen allenfalls Proportion und Menge gemeinsam ins Auge, indem wir sagen: Diese Branche soll mehr wachsen, als durch Schrumpfung anderswo kompensiert werden kann, und daher schlagen wir eine gewisse Ausweitung der Menge vor, die aber immer noch unter derjenigen liegt, von welcher der Umweltraum ganz ausgefüllt wäre.
Zuletzt verändern wir noch den Modus der Konkurrenz. Wir haben schon gesagt, dass es ihr gut täte, wenn sie der sportlichen mehr ähnelte. Das heißt zum Beispiel, die Konkurrierenden haben keine Geheimnisse voreinander. Ferner spielen sie „in derselben Liga“. Will sagen, es wird zu Beginn einer Wahlperiode dafür gesorgt, dass nur ungefähr gleichwirksame Unternehmen an der Konkurrenz eines Teilmarkts beteiligt sind, während man andere, die nicht standhalten würden, von vornherein an einen anderen Wirkungsort verweist. Da es keine ökonomischen Geheimnisse mehr gibt, sind die Beteiligten selber zu solcher Voraussicht befähigt, und wo sie es nicht sein wollen, kann die Gesellschaft es ihnen nahelegen. Zwang wird man nicht ausüben, er wäre auch überflüssig. Denn ein Unternehmen, das im Ruf steht, voraussichtlich zu scheitern, hätte kaum Chancen auf dem Arbeitsmarkt. Wenn wir uns solche Konkurrenz vorstellen, ist sie von Kooperation nicht grundsätzlich verschieden, und wir lernen übrigens auch aus der Geschichte, ja sogar von der Etymologie, dass sie es nicht sein muss. Denn „concurrere“ ist eigentlich das Zusammenströmen und Nebeneinanderherlaufen. Es muss nicht totale Rücksichtslosigkeit implizieren, sondern tut dies nur dann, wenn „der Kuchen zu klein ist“, um den konkurriert wird, das aber lässt sich auf dem skizzierten Weg ausschließen.
Nach der Marktmaschine wurde das Element untersucht, das für Selbstregulierung sorgt: das Geld. Hierbei verhalf Polanyi zu der wichtigen Entdeckung, dass es in allen vorkapitalistischen Gesellschaften zweierlei Geld gab, Gesellschafts- und individuelles Geld, wie ich es nannte. Mit dem Individualgeld können Individuen tauschen, doch wird allen zusammen nur so viel davon zur Verfügung gestellt, wie das vorhandene Gesellschaftsgeld hergibt, das selber nicht zum Tausch dient, sondern Recheneinheit ist. Auf diese Weise war gewährleistet, dass Geld die Aufgabe erfüllt, für die es da ist. Es soll die Grenzen der Möglichkeit einer Gesellschaft bezeichnen, Arbeit in Bewegung zu setzen, und davon abhängig der Möglichkeit jedes Individuums, zwischen dem, was erarbeitet wurde, zu wählen. Nun ist in der Geschichte des Geldes ein Unglück geschehen: Die Verschiedenheit des Gesellschafts- vom Individualgeld implodierte, das war, als die Münze erfunden wurde, und seitdem gibt es nur noch ein einziges, immer weniger beherrschbares Geld. Auch von diesem Geld kann man sagen, dass es „keinen Griff“ mehr hat. Der Umbau besteht darin, dass wir die Verschiedenheit wieder einführen, wobei wir natürlich nicht die alten Formen kopieren, sondern neue einführen.
Früher bestand zum Beispiel Gesellschaftsgeld aus Edelmetall, Individualgeld aus Ackererzeugnissen, oder Gesellschaftsgeld aus Staatssklaven, Individualgeld aus Kaurimuscheln. Beide Gelder waren also dinglich. Das muss nicht mehr sein. Das Gesellschaftsgeld der Anderen Gesellschaft besteht nur in der Geldmenge, die von der Summe aller Kreditierungsvorgänge innerhalb einer Wahlperiode nicht überschritten wird. Diese Menge kann zwar nicht im Vorhinein errechnet werden, braucht es aber auch nicht. Es reicht, dass während der Periode nur Investitionspläne kreditiert werden, die mit dem Resultat der Proportionswahl verträglich sind. Auch so ist jeder Einzelkredit das Element einer nicht überschreitbaren geldlichen Gesamtmenge. In diese übersetzt sich, wie schon in der vorvorigen Zwischenzusammenfassung ausgeführt wurde, die Proportionswahl.
Wir betrachten nun, wie eine solche Wahl vorstatten geht. Die erste Notiz in der Zweiten Abteilung des Fünften Teils wird übermorgen im Netz stehen. Danach, das heißt ab Januar hoffe ich im früher gewohnten Rhythmus, also ein- bis zweiwöchentlich, die Blogreihe fortführen zu können.