Beilage zu Adorno. Zweiter Teil: Rezension der Dialektik-Vorlesungen

Dritter Teil - Wenn Geld, dann Kapital? Eine ökonomische Schlüsselfrage / Beilagen

Kein „Haftpunkt“ ist „absolut“

Zweimal hat Adorno versucht, Dialektik in Vorlesungen abzuhandeln; die Vorlesungen von 1958 wurden jetzt veröffentlicht (Einführung in die Dialektik, Berlin 2010), auf die von 1964 muss man noch warten. Dass es sich nur um eine „Propädeutik“ handle, ja dass eigentlich nur „Schwierigkeiten“ weggeräumt werden sollen, „die sich in unserem […] Bewusstsein der Dialektik entgegenstellen“, hört sich zwar nach Bescheidenheit an, aber Adorno sagt den Studenten auch gleich einleitend, er wolle „eine Art von Modell“ geben, „wie Sie dialektisch […] denken können“.

Nun, wenn man das für Dialektik hält: dass das Denken notwendig, früher oder später, auf die „Nichtidentität“ der Sache mit dem sie denkenden Gedanken stoße, oder anders, dass der Begriff nicht still stehe – der „Begriff der ‚Bewegung des Begriffs'“ sei „für die Dialektik überhaupt das Zentrale“ -, dann macht man wirklich eine Allerweltserfahrung zum Thema, macht sie nur bewusst, und die Frage ist eher, ob ein solcher Begriff von Dialektik nicht allzu leer sei. Aber tatsächlich hält Hegel genau das für Dialektik: „diese absolute Unruhe des reinen Sichselbstbewegens, dass, was auf irgendeine Weise […] bestimmt ist, vielmehr das Gegenteil dieser Bestimmtheit ist“, wenn man nämlich genau hinschaut und die Bestimmtheit lange genug erwägt (Hegel, Werke 3 [Phänomenologie des Bewusstseins, 1807], Frankfurt/M. 1986, S. 133).

Daraus lässt sich keine Methode machen, sagt Adorno, und schematische Ausdrücke wie Thesis und Antithesis seien unnütz; Widerspruch, Widerlegung habe bei Hegel nur den Sinn, dass der Mangel „jeder endlichen Erkenntnis“, die „notwendig eben noch nicht das Ganze ist“, aufgezeigt werde. Es gehe schlicht darum, „den Gedanken an die Stelle zu treiben, an der [er] gewissermaßen seiner eigenen Endlichkeit, seiner eigenen Falschheit innewird und dadurch über sich selbst hinaustreibt“. Das ist, wenn auch noch keine Methode, immerhin eine Aktivität: Man wartet nicht ab, bis die Falschheit einen auf kaltem Fuß erwischt, sondern unterstellt sie von vornherein, korrigiert sie – wieder nur vorläufig – und kommt ihrer Selbstoffenbarung zuvor. Adornos Beispiel: „X ist ein Mensch“, ja, aber für X muss nicht alles zutreffen, was „implizit“ im Begriff Mensch enthalten ist; „dieses Emphatische ist ja jetzt und hier in irgendeinem besonderen Wesen noch gar nicht verwirklicht“. Darüber etwas aussagen setzt voraus, dass man sich in die Sache Mensch vertieft – in die Frage, was die „richtige Organisation der Welt“ wäre -, statt Worte hin und herzuwenden. Gedankenveränderung wie bei Arnold Gehlen, der die Notwendigkeit von „Zucht“ unterstellt, nur weil sie sich dem Wort „Erziehung“ entnehmen lässt, sei nicht Dialektik, sondern ein Sophisma.

Anderes Beispiel: Wenn man „feststellen muss, was alles auf dem Weg der Aufklärung […] an Opfer und Unrecht liegenbleibt, dann kann und darf das nicht bedeuten, […] dass man irgendwelche Naturschutzparks von Irrationalitäten anlegt“ – was der Versuch wäre, den Begriff „Opfer der Aufklärung“ still zu stellen -, sondern dass sie „selber […] als nicht aufgeklärt genug sich gewissermaßen erweist, und dass nur dadurch, dass man ihr Prinzip konsequent weiterverfolgt, diese Wunden vielleicht geheilt werden können“.

Man fragt sich immerhin, ob diese Einsicht, „dass immer dort, wo das Denken also glaubt, hier ist nun der absolute Haftpunkt, dieser absolute Haftpunkt wieder aufgelöst wird“, tragfähig für eine ganze Vorlesungsreihe sein kann. Adorno beginnt mit der Kommentierung einiger Stellen aus Hegels „Vorrede“ zur Phänomenologie des Geistes und hätte dann wirklich, wie er es ankündigt, aber nicht tut, deren Gedankengang skizzieren können: Das wäre, wie man sagt, Butter bei die Fische gewesen. Aber es wäre nicht gerade leicht gewesen. Und man versteht auch wieder, dass ihm jene elementare Einsicht für sich genommen schon aufregend genug war.

Denn die „Verpflichtung des Denkens zu einer bestimmten Art von Mobilität“, sagt er einmal, sei ihm gar nicht so sehr anhand der Dialektik bewusst geworden als durch „musiktheoretische Erwägungen, die damals sich […] der immanenten, vor allem also der technologischen Kritik unterstellten, eben dadurch zugleich einer gewissen Gefahr der Borniertheit des Fachmännischen, […] der Fachschule sich unterwarfen“. Das heißt, er denkt an Arnold Schönbergs Methode zu komponieren, die man als Zwölfton-„Technik“ hat bezeichnen können. Adorno, selbst Komponist, gehört der Schönberg-Schule an, hat aber gegen diese „technische“ Seite stets revoltiert. Das treibt ihn an; gerade zur Zeit der Vorlesungen polemisiert er als Dozent der Darmstädter Ferienkurse avantgardistischer Musik gegen die damals neueste, serielle Kompositionsweise, in der ihm das „Fachmännische“ zu überwiegen und den „über sich selbst hinaustreibenden“ kompositorischen Impuls nur fesseln zu wollen scheint.

Die auch eben erst veröffentlichten Vorlesungen zur Ästhetik, in denen es um diesen Streit geht, folgen den Dialektik-Vorlesungen unmittelbar. Da kann man Adorno nicht vorwerfen, er werde nicht konkret genug; für einen werdenden Komponisten ist seine Botschaft in diesen Jahren sehr konkret. Sie hat auch gewirkt, fiel bei Komponisten wie Schnebel, Rihm oder Lachenmann auf fruchtbaren Boden. Ob freilich Studenten der Philosophie und Gesellschaftswissenschaft anhand seiner Beispiele „dialektisch denken“ lernen, ist eine andere Frage. Wenn in Darmstadt Stockhausen sein Student ist, ja, da gibt’s was zu diskutieren! „Herr Professor, Sie suchen ein Huhn auf einem abstrakten Bild“, fährt der serielle Komponist, damals ein junger Mann, Adorno in die Parade. Die 68er Studentenbewegung indes, wenn sie versuchen wird, Adorno zu beerben, wird nur die „Borniertheit des Fachmännischen“ heraushören und vereinfacht sie noch weiter, ganz schlicht zur Kritik am „Fachidioten“.

 

Die „Totalität“

Es sind trotzdem gute Vorlesungen. Wenn sie auch niemandem dialektisches Denken beibringen, stellen sie dieses doch in einen weiten Kontext. Wie Kants Antinomienlehre in der Kritik der reinen Vernunft Hegel erst auf die Spur setzt; was Hegel von Fichte und Schelling unterscheidet; wie er sich zu Heidegger verhält; wie der sogenannte „Dialektische Materialismus“ des Ostblocks hinter Hegel und Marx zurückfällt; wie, noch im 19. Jahrhundert, Croce und Trendelenburg Hegel verbessern zu können glauben; wie Nietzsche Hegels Systembegriff nur noch unredlich hat finden können, auch Dilthey, Rickert, die Marburger Schule von Systemen nichts mehr wissen wollten; wie am ehesten Husserl und Max Weber brauchbare Alternativen finden, die Systeme aber gleichwohl „in verwester Form weiterexistieren und nun innerhalb der veränderten Welt herumspuken“ – Systeme, in denen für „Transzendenz“ kein Raum mehr ist, es sind nur noch, wie bei Talcott Parsons, „gigantische bürokratische Pläne“ -: das alles und noch mehr schließt er den Studenten auf.

Und tippt nicht überall nur an, sondern geht wenigstens an einer Front auch ins Einzelne, bei Descartes nämlich, in dessen Discours de la méthode er „die klassischen Spielregeln“ nichtdialektischen Denkens findet. Er geht den vier cartesischen Regeln mit großer Ausführlichkeit nach und konfrontiert sie Stück für Stück mit dialektischem Denken. In diesem Discours stellt sich die Wahrheit als zeitlos dar; wird suggeriert, dass man „das Ganze“ kennen könne; dass es dem Denken gegeben sei, kontinuierlich von Stufe zu Stufe voranzuschreiten; der Discours überzieht jeden Kredit, wenn er von einem Denken spricht, das „nichts auslässt“. Kein Zweifel, auch Hegel war Systematiker insofern, als er nichts auslassen wollte. Damit geht Adorno nicht konform, dagegen hat er schon vorher, in den Minima Moralia von 1951, seinen berühmten Ausspruch „Das Ganze ist das Unwahre“ gesetzt. Aber keineswegs will er Hegels Ganzes deshalb über Bord werfen, sondern hält es als ungreifbare Perspektive durchaus fest. Was immerhin greifbar ist, ist die „Totalität“ – unser gegenwärtiger Trümmerhaufen, ein Ganzes minderen Grades, besser als nichts – als „Inbegriff all jener Bewegungen“ des Denkens, „die durchgeführt werden müssen, damit die wesentlichen Begriffe ihre Konzeption empfangen“, das heißt definiert werden können.

Wobei auch Adornos Begriff vom Definieren eine ganz eigener ist. Man soll nicht definieren, sagt er grundsätzlich, sondern „die Konstellation“ bestimmen, „in welche die Begriffe treten“. Er hat aber selbst definiert, nur anders, zum Beispiel „Kunst sei ‚Magie, befreit von der Lüge, Wahrheit zu sein'“. Der Satz mache etwas vom „immanent dynamischen Wesen“ der Kunst erkennbar. Definitionen seien dazu da, „solche Magnetfelder herzustellen, nicht aber die Begriffe stillzustellen“. Das bestimmte Merkmal solcher nicht „vulgären“ Definitionen sei „das der Verkürzung“, im Gegensatz zum „extensiv Lebendigen des Prozesses, den sie in sich darstellen“ und auf das sie gerade hinwiesen.

So gelangt Adorno zur „Positivismus“-Kritik an einer sozialwissenschaftlichen Praxis, die dem Denken fast nur übrig lasse, blinde Daten in tote Zwangsjacken, irgendwelche frames of reference zu stecken. Genau die Beziehung zum Ganzen sei die Crux des Positivismus. Auch wenn es nicht greifbar sei, dürfe man es doch weder beiseitelassen noch durch den ausgedachten frame substituieren. Der Sozialwissenschaftler müsse die Alltagserfahrung beherzigen, dass er „eher“ weiß, „in welcher Welt ich lebe, als dass ich sogenannte Einzeldaten weiß“.  D a s  U n m i t t e l b a r e , „das, was wir zuerst wahrnehmen, [sind] viel eher die allgemeinen Verhältnisse […] als die besonderen Verhältnisse“. Man hat zum Beispiel etwas gegen Beamte, führt er als Beispiel aus der Forschung an, die Erfahrung mit Beamten kann das aber gar nicht erklären. Darauf stößt auch „positivistische“ Forschung! Nie aber kann sie einen Begriff des Ganzen akzeptieren, der nicht selbst wieder mit Daten empirisch abgesichert ist.

Adornos Begriff des Ganzen oder vielmehr der „Totalität“ ist die „Tauschgesellschaft“. Jetzt stellt sich freilich die Frage, „wo hast du denn aber die Totalität her“, „das ist bloß eine metaphysische These von dir“. Im Grunde weiß Adorno sie nicht zu beantworten. Als Inbegriff „mikrologischer“ Denkbewegungen, die zur Definition der wesentlichen Begriffe führen, wird die „Tauschgesellschaft“ nicht ohne Weiteres herausspringen. Und wenn Adorno sagt, man solle „jenes Ganze, dessen Begriff wir notwendig haben müssen, um den Begriff des Einzelnen zu fassen, so […] modifizieren, dass es seinen starren und und dogmatischen Charakter verliert“, dann setzt er voraus, dass man den Begriff des Ganzen schon hat, zum Beispiel von Marx, bevor man selbst zu denken beginnt. Also, das ist eine Lücke in seinem Konzept, die dadurch, dass er sie eingesteht – „Wie das eigentlich zu leisten sei, dafür gibt es kein Rezept“ – nicht besser wird.

Ein Komponist wird mit ihr fertig! Denn obwohl Komponisten das Ganze nicht kennen, unterstellen und gestalten sie es in jeder Komposition, ohne dass man auch wieder sagen könnte, sie erfänden es nur und es liege keine Wahrheit darin. Aber was kann der Wissenschaftler tun? Adorno wendet die Frage hin und her – auch wenn er keine Lösung findet, liest man es doch mit Interesse. Es ist jedenfalls keine Scheinfrage. Es ist freilich auch nur bedingt eine Frage der „Dialektik“, man hat es eher mit dem hermeneutischen Zirkel zu tun, in dem die „Horizonte“, mit Gadamer zu sprechen, nicht „verschmelzen“ wollen.

 

„Negative“ Dialektik?

Nachdem wir Adornos „objektive“ Dialektik, die um die Frage „des Ganzen“ kreist, etwas ausführlicher betrachtet haben, wollen wir zuletzt noch zusehen, ob und wie er mit dem Schnittpunkt von „subjektiver“ und „objektiver“ Dialektik zurandekommt, der in der Frage der dialektischen „Synthesen“ liegt. „Das Ganze“ wäre ja die formale und materiale Synthese. Es ist nicht verfügbar, wir hoffen nur, uns ihm zu nähern. Aber wir tun auch etwas dafür: Wir versuchen es vorwegzunehmen. Und so schreiben wir Synthesen aufs Papier. Bekannt und von Adorno selbst herausgestellt ist nun aber, dass er den Hegelschen Synthese-Gedanken zurückweist. Die Dialektik soll „negativ“ sein und bleiben, das heißt es soll nicht suggeriert werden, dass das Denken aus dem Widersprechen heraus ein neues Ganzes fabrizieren könne.

Adorno ist hier freilich nicht klar. Denn der Sache nach bedient er sich selbst der Synthese-Funktion, wenn er etwa sagt, Hegelsche Dialektik sei „eigentlich […] in einem eminenten Sinn die zu ihrem Selbstverständnis, zu ihrem Selbstbewusstsein gekommene Kantische Philosophie“, insofern als Kant „die Zeit zu einer konstitutiven Bedingung von Erkenntnis überhaupt gemacht hat“, nur ohne „die Konsequenz“ zu ziehen. Das ist eben genau Hegels Art, eine Synthese zu behaupten: In der Negation einer Auffassung, hier derjenigen Kants, sind die Elemente schon freigesetzt, die man nur noch über Kant hinaus zusammenfügen muss, um die neue Position zu konstituieren.

Richtig wäre es zu sagen, dass Hegel wohl Synthesen, aber nicht  d i e  “ l e t z t e “ , welt- und geschichtsumfassende, Synthese hätte suggerieren dürfen. Wobei sogar noch zu diskutieren bleibt, ob er das denn wirklich getan hat. Hat er vielleicht nur ausgesprochen, dass die politische Freiheit und damit so etwas wie der Übergang von der menschlichen Vorgeschichte zur eigentlichen Geschichte erreicht sei? Die „letzte“  m a t e r i a l e  Synthese, von Adorno „Versöhnung“ genannt – der Individuen untereinander und aller mit der Natur -, steht dann immer noch aus, mag sogar vorübergehend in noch weitere Ferne gerückt sein, aber die Bedingungen, sie zu erkämpfen, sind auf dem neuen wenn auch nur formalen Freiheits-Boden besser geworden. Eine solche These wäre doch diskutabel. Wie auch immer, einen Grund,  v o r l ä u f i g e  Synthesen  a u s z u s c h l i e ß e n , die zwar der „Bewegung des Begriffs“ unterliegen und also früher oder später sich negieren müssen, aber doch je und je voranbringen, indem sie Zwischenziele setzen, gibt es nicht. Wie es zu solchen Zwischensynthesen kommt und sie sich wieder auflösen, das eben führt Hegel vor, das i s t eigentlich seine dialektische Methode, während er über eine Methode, die Nachhaltigkeit seiner letzten Synthese zu beurteilen, ja gar nicht verfügt (und auch nicht verfügen kann).

Zu betonen bleibt freilich, dass die bestimmten Zwischen-Zusammenfügungen, zu denen jemand gelangt, sei’s Hegel, Adorno oder wer immer, stets nur  m ö g l i c h  sind, sich keineswegs zwangsläufig aus den freigesetzten Elementen der Negation ergeben. Das wird bei Hegel nicht deutlich. Und ein weiterer Einwand muss gegen Hegel erhoben werden: Wenn man weiß, dass man die letzte Synthese nicht weiß, müsste man auch wissen, dass man nicht wissen kann, welche von  v e r s c h i e d e n e n  L i n i e n  der „Bewegung des Begriffs“ – es gibt nicht nur die eine, die in der Phänomenologie des Geistes rekonstruiert wird –  d i e j e n i g e n  Zwischensynthesen enthält, die zur letzten Synthese führen.

Eine „negative“ Dialektik hätte das vorzutragen und dick zu unterstreichen. Aber ungeachtet dessen, um es noch einmal zu sagen, durfte deshalb keineswegs die Methode der Synthese-Bildung mit dem Bad ausgeschüttet werden.

Adorno denkt selbst über  n ä c h s t e  S c h r i t t e , insofern doch über Zwischensynthesen nach, aber  w i e  er das tut, lohnt sich zu zitieren. Er schreibt: „Es bleibt uns […] gar nichts anderes übrig als die Borniertheit des Partiellen, um überhaupt zu dem Ganzen zu kommen, denn das Ganze haben wir nicht. Nur wenn wir uns [ihr] überantworten, wenn wir also diese Beschränkung durchmachen, dass wir die kritische Bewegung selber für die Wahrheit halten, ist es überhaupt möglich, dass wir zur Wahrheit gelangen.“ Will sagen, wenn die Wahrheit des Ganzen oder das ganze Wahre zwar ein Noch Nicht ist, ist die Bewegung zu ihr hin doch auch schon wahr, so wahr, wie sie eben sein kann. „Auf der anderen Seite aber – und da können Sie sehen, wie ernst der Begriff der Dialektik bei Hegel eigentlich ist – [bedeutet das], dass der nächste Schritt sich ganz ernst nehmen muss und sich nicht selber schon relativieren kann […], sondern dass er selber wieder in dieser ihm notwendigen Selbstverkennung zur Unwahrheit wird und dadurch über sich weitertreibt“.

Was ist das, wenn nicht die Einräumung der Notwendigkeit von Zwischensynthesen? Warum soll man sie aber nicht „ernst nehmen“ können,  o h n e  sich einzubilden, sie seien schon die letzte Synthese? Nein, man kann sie als das Ganze anlegen, soweit man es eben zu erkennen glaubt, und doch zugleich wissen, früher oder später wird sich ihre Unzulänglichkeit offenbaren. Es wäre zu hoffen, dass künftige Revolutionäre so und nicht anders denken. Ihre Revolution würde dann humaner verlaufen als die Revolutionen, die es bisher gegeben hat.