Beilage zu Adorno. Erster Teil: Verstreute Hinweise zur Dialektik

Dritter Teil - Wenn Geld, dann Kapital? Eine ökonomische Schlüsselfrage / Beilagen

Erinnerung an das Problem

Das folgende Stück, lange schon angekündigt – in der 51. und 54. Notiz der Serie Die Andere Gesellschaft und nochmals am Ende der Beilage zu Sohn-Rethel -, werden die meisten Leserinnen und Leser mit meinem vollen Einverständnis überspringen. Es rundet den im vorigen Jahr geschriebenen 3. Teil („Wenn Geld, dann Kapital? Eine ökonomische Schlüsselfrage“) in einer Hinsicht ab, für die sich nicht interessieren muss, wer am eigentlich Wichtigen mitüberlegen will, nämlich wie eine nachkapitalistische Zukunft aussehen könnte. Ich schreibe ja inzwischen am 4. Teil, die Untersuchung der Zukunft ist im Gange. Wenn es aber vielleicht fünf oder sechs Leute gibt, die sich wie ich für das Spezialthema interessieren, um das es im 3. Teil teilweise ging: dass ein paar Adorno-Schüler eine heute so genannte Neue Marxlektüre inauguriert haben, ohne alles aufzugreifen, was gerade Adorno zu bedenken gibt; solche mögen den Überlegungen etwas abgewinnen.

Ich hatte behauptet, dass die bohrende Frage der Anhänger der Neuen Marxlektüre, was denn Marx‘ „Darstellung“ im Kapital, dem theoretischen Hauptwerk, zu einer  d i a l e k t i s c h e n  mache, sich besser hätte beantworten lassen, wäre mehr beachtet worden, was Adorno hierüber lehrte.

Hintergrund der Behauptung ist natürlich meine eigene Beantwortung der Frage, die ich daher zuerst in Erinnerung rufe. Marx, so schrieb ich, beginnt wie alle Dialektiker mit einem von der vorhandenen Wirklichkeit angeregten „oberflächlichen“ Gedanken, den er verneint. Das ist der Gedanke, die „ungeheure Warensammlung“ sei Reichtum. Er schreibt schon gleich: Als Reichtum „erscheint“ sie wenigstens. Näher hingeschaut, hat die Ware einen „Doppelcharakter“, sie ist Gebrauchswert  u n d  Tauschwert, und die Frage ist eigentlich, ob beide Reichtum bedeuten oder nur eins von ihnen oder das eine nur als Kehrseite des andern. Letzteres ist richtig. Vom Standpunkt des Kapitalisten schafft nur der Wert Reichtum, dies aber nur, wenn er Gebrauchswert als Kehrseite mit sich führt. Vom Standpunkt des Arbeiters ist der Gebrauchswert Reichtum, doch da er sich nur greifen lässt als Kehrseite des Werts, wird der Arbeiter alles andere als reich, trotz „ungeheurer Warensammlung“ und obwohl er diese selbst produziert hat. Indem Marx derart eine „oberflächliche“ Frage verneint, um eine andere an ihre Stelle zu setzen: Welche Beziehungen gehen im Kapitalismus Gebrauchswert und Wert miteinander ein?, folgt er, so sagte ich, einer eher platonischen als hegelianischen Auffassung von Dialektik.

Der Reihe nach. Wo ist die Frage, die von Marx verneint wird? Der Hegelschüler spricht sie nicht aus, zeigt aber ihren Ort durch die antwortende Aussage „Reichtum, die ungeheure Warensammlung“. Das genügt; die Frage, die dahinter steht, lautet: Was stellt sich der  s i n n l i c h e n  G e w i s s h e i t  als Reichtum dar? Wenn wir in „unsere“ Kaufhäuser gehen, oder gar ins Internet, quellen sie nicht über von kaufbaren Sachen? Sind „wir“ also nicht reich? Mit einer Analyse der „sinnlichen Gewissheit“ beginnt Hegels Phänomenologie des Geistes.

Marx greift es aber so auf, dass man zunächst eher an Platon denkt. Der hatte definiert, ein Dialektiker sei ein des Fragens und Antwortens Kundiger, wie sein Lehrer Sokrates. An dieser Definition sind auch die Implikationen interessant. Das Fragen und Antworten operiert mit  M ö g l i c h k e i t e n . Neben einer gegebenen Antwort wären andere möglich gewesen, ja die Frage selbst kann verneint werden. Marx macht davon Gebrauch, wie wir eben sahen. Doch das ist nicht alles. Ein Blick fürs Mögliche überhaupt hat seine „Darstellung“ im Hauptwerk geleitet.

Ich habe gezeigt, dass es sich als  “ a b l e i t e n d e “  Darstellung nur dem erschließt, der begreift, dass es nicht Wirklichkeiten voneinander ableitet – und also  k e i n e  K a u s a l erklärung bietet -, sondern wirklichkeitsvermittelte Möglichkeiten. Will sagen, eine bestimmte Wirklichkeit macht Dinge möglich, die es vorher nicht waren. Das kann logisch gezeigt werden. Das heißt nicht, dass die Dinge nun eintreten  m ü s s e n , aber sie  k ö n n e n  eintreten. So wird die Wirklichkeit selber als Fragespiel aufgefasst, als platonische Realdialektik gewissermaßen. Sie wirft Fragen auf. Handlungen gesellschaftlicher Kräfte, die nicht genau diese Fragen erfassen und beantworten oder im Raum einer erfolgten Antwort sich bewegen, haben von vornherein keine Chance. Marx spricht davon an zahlreichen Stellen. Im Hauptwerk geht es natürlich um Antworten, die tatsächlich gegeben wurden und sich durchgesetzt haben: zum Beispiel dass der europäische Kapitalismus durch Warentausch, große Geldvermögen und verfügbare Arbeitskräfte nicht nur möglich wurde, sondern man ihn auch realisiert hat.

Wenn man das begriffen hat, wird man die in der Neuen Marxlektüre beliebte Frage, ob Marx logisch „oder“ historisch ableite, nicht mehr sonderlich interessant finden. Marx tut natürlich beides. Er speist uns nicht mit dem bloß logisch Möglichen ab. Ich wies darauf hin, dass der Adorno-Schüler Reichelt für die Möglichkeits-Problematik nicht blind ist, obwohl sie ihm im Ganzen entgleitet, denn immerzu spricht er davon, was laut Marx eintreten „kann“, „könnte“ und „müsste“. Er behauptet freilich, solche Dialektik trete eher in den Grundrissen zutage, mit denen verglichen Marx‘ Hauptwerk in dialektischer Hinsicht zurückfalle. Mit Recht hat Dieter Wolf eingewandt, es sei vielmehr das Hauptwerk, das die bessere dialektische Darstellung biete. Wolf aber behauptet, die Dialektik liege darin, dass Gebrauchswert und Wert, beziehungsweise die beiden Seiten der sie hervorbringenden Arbeit, sich von vornherein als Widerspruch zueinander verhielten. Dieser Widerspruch entwickle sich und mache immer neue Bewegungsformen erforderlich. Das können wir auch nicht unterschreiben.

Denn in Wahrheit kann keine Rede davon sein, dass sich Gebrauchswert und Wert von Anfang an widersprächen. Marx geht der Frage, inwiefern sie als Paar Reichtum bedeuten, ohne apriorische Widerspruchsunterstellung nach. Er meint freilich erweisen zu können, dass man dem Paar nur lange genug denkend zusehen muss, um dessen gewahr zu werden, dass es auf Widersprüche und zuletzt „den“ (unauflösbaren) Widerspruch notwendig hinausläuft. Ein solches Verfahren hat er aus der Phänomenologie des Geistes erlernen können, wo Hegel auf jeder Stufe eine Frage aufgreift (einen „Begriff“, ein „Fürsich“) und dann „zusieht“, in welche Widersprüche sich der Versuch zu antworten (den „Gegenstand“, das „Ansichsein zu bestimmen“), notwendig verwickelt. In dieser Hinsicht hat Hegel seinerseits von Platon gelernt.

Alles, wovon bisher die Rede war, betrifft nur Marx‘ „subjektive“ Dialektik. Die ist es aber eben, von der ich sage, man hätte von Adorno lernen können. In ihr denkt Marx eher platonisch als hegelianisch, mag er sich dessen auch noch so wenig bewusst sein. Er hat ansonsten den Anspruch, die „objektive“ Dialektik des Kapitals darzustellen. Da greift er noch einmal anders auf Hegel zurück: indem er das Kapital als Dialektik von unendlichem Streben (Streben nach dem unendlichen Mehrwert) und wirklichen Endlichkeitsschranken darstellt (die sich durch schwere Wirtschaftskrisen periodisch in Erinnerung rufen). Auf dieser Ebene wird ja erst begreiflich, inwiefern das Paar Gebrauchswert – Wert in Widersprüche führt und schließlich in den unlösbaren Widerspruch führen muss. Der liegt nämlich darin, dass unendliches Streben, ist ihm freier Lauf gelassen, die Dinge notwendig irgendwann so überkomplex macht, dass sie sich nicht mehr kontrollieren lassen.

 

Adornos Hinweise

Adorno kommt immerzu auf Dialektik zu sprechen, also nicht nur in den beiden Vorlesungsreihen zur Dialektik, deren eine seit Ende 2010 veröffentlicht ist – diese rezensiere ich im Zweiten Teil der Beilage -, und nicht erst in der 1966 erschienenen Negativen Dialektik, die als eins von drei Hauptwerke angelegt war. Ich will zunächst den von Adorno selbst veröffentlichten Hinweisen nachgehen. Man kann tatsächlich auch von der Negativen Dialektik nur sagen, dass sie Hinweise enthält, umgekehrt aber von vielen Hinweisen in anderen Schriften, dass sie prägnant genug sind, das Nachdenken zu ermöglichen. Wenn wir zum Beispiel gleich in der Einleitung der Negativen Dialektik lesen, „der Primat des Widerspruchsprinzips in der Dialektik misst das Heterogene am Einheitsdenken“ (Frankfurt/M. 1966, S. 15) – was kritisch gemeint ist: „Einheitsdenken“ ist Zwang, und ein Widerspruchsprinzip, das den Primat hat, fügt sich schmählich diesem Zwang -, sind wir vor einer Marx-Interpretation gewarnt, die sagt, Marx beginne mit einem Widerspruch und führe ihn durch all seine Bewegungsformen. Adorno zufolge ist Dialektik ein  s o l c h e s  Einheitsdenken, das sich vom Zwang zur Einheit, zur „Identität“ jedenfalls, um die es hier eigentlich geht, gerade  z u  b e f r e i e n  versucht (S. 16). Dies kann natürlich nicht so geschehen, dass es mit dem Widerspruch gleich beginnt, sondern es muss mit der (vermeintlichen) Identität beginnen und aus ihr herausführen (S. 18).

Platon, Hegel und Marx, sie beginnen alle mit der Identität. Der Reichtum erscheint als Warensammlung. Ja, aber was ist eine Ware? Sie hat zwei Seiten. Man beginnt sie zu durchdenken… Der von Adorno klar erkannte Punkt ist, dass Dialektik im Grunde nichts weiter ist, als dass man Gedanken denkt und diese sich selbst über den Kopf wachsen. Guten Tag, Großmutter. Aber warum hast du so einen großen Bauch? Ist das mit dem Wort „Großmutter“ gemeint? Entweder du bist gar keine, oder das Wort ist unsinnig. So denken wir nicht nur im Märchen. Und selbst die abstraktesten Gedanken halten nicht still. Aber es macht einen Unterschied, ob wir die Metamorphosen des Denkens für Ausnahmen halten und meistens abwehren  o d e r  ob wir erkennen, dass sie der Regelfall sind und die  N a t u r  des Denkens bezeichnen. Das Denken kann sich abwürgen, aber wo es das nicht tut,  i s t  es dialektisch, und noch das Abwürgen ist davon die Spur. Was das Denken spontan tut, kann man bewusst und systematisch tun, dann ist man bei Adornos dialektischem „Gebot“, das schon Hegel gelehrt habe, „einem jeglichen Begriff so lange rein zuzuschauen, bis er kraft seines eigenen Sinnes, seiner Identität also, sich bewege, unidentisch werde mit sich selbst“ (S. 157).

Hegel selbst hat einmal gesagt, Dialektik sei „im Grunde nichts weiter […] als der geregelte, methodisch ausgebildete Widerspruchsgeist, der jedem Menschen innewohnt, und welche Gabe sich groß erweiset in Unterscheidung des Wahren vom Falschen“ (nach Eckermann, Gespräche mit Goethe, Eintrag von 18. Oktober 1827 im Dritten Teil).

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Beim Gedanken beginnen, der zunächst mit sich einig ist, früher oder später indes sich zu widersprechen beginnt: Das ist keine „idealistische“ Dialektik im Unterschied zur „materialistischen“, die gleich mit dem Wirklichen einsetze, den wirklichen Widersprüchen. Denn das Wirkliche ist uns nun mal im Denken gegeben. Das Denken setzt natürlich mit sich selbst ein. „Idealistisch“ wäre erst die Annahme, Gedanken könnten sich ohne Außeneinwirkung verändern. Der „materialistische“ Einwand lautet dann, dass in gedanklichen Verschiebungen immer ein erfahrenes Etwas (mit)wirkt, mag die Erfahrung es „dingfest“ hat machen können oder nicht.

Wären Adorno-Schüler dem immer gefolgt, hätten sie etwa die Frage, ob es Dialektikern früher oder gar heute noch erlaubt (gewesen) sei, das  f o r m a l l o g i s c h e  W i d e r s p r u c h s v e r b o t  zu verletzen, nicht aufwerfen müssen. Das ist doch klar, dass dieses Verbot nicht verletzt werden darf! Tertium non datur: Wenn A gilt, kann nicht gleichzeitig in derselben Hinsicht Nicht-A gelten. Das haben alle Dialektiker immer gewusst. Gerade deshalb interessierten sie sich fürs Tertium! Um es nämlich aufzulösen. Denn das Tertium  g e s c h i e h t  offenbar, sonst bräuchte es das formallogische Stoppschild nicht zu geben.

Nur kann die Auflösung nicht immer darin bestehen, dass man zum Gedanken zurückkehrt, wie er vor dem Tertium war. Wer sich etwa dahin durchgedacht hat, dass eine Partei „wegen Stimmenzuwachs Abgeordnetenmandate verliert“, muss den Ausgangspunkt, hier: „Mehrheits- und Verhältniswahlrecht sollen miteinander konfundiert sein“, vielmehr verlassen oder doch schöpferisch differenzieren. Wer indes glaubt, „materialistische“ Dialektik  s e t z e  mit Realwidersprüchen  e i n , der erhebt in der Tat Widersprüche zum Prinzip und muss sich dann auch fragen lassen, wie er es mit der Formallogik hält.

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Wenn Adorno schon in den Minima Moralia schreibt, Dialektik sei „der Auflösungsprozess des Konkreten in sich“ (Frankfurt/M. 1951, S. 91), so ist zunächst daran zu erinnern, dass er das Denken zur Versenkung in die konkrete S a c h e anhalten will; das ist sein „Materialismus“. Aber eben  d a s  D e n k e n  will er dazu anhalten. Betrachten wir die Sache näher, kommen viele Züge Vorschein, die ich oben dem Fragespiel zugeordnet habe. Adorno selbst verallgemeinert nicht so. Fragespiel, das wäre ja fast schon „Methode“, in der er nur eine, manchmal freilich notwendige, Fessel sieht. Dialektik jedenfalls sei „keine Methode“ – heißt es später in der Negativen Dialektik -, weil „nicht der Organisationsdrang des Gedankens“, sondern „die unversöhnte Sache“ zu ihr veranlasse. (S. 146) Wir wollen trotzdem die Züge der Methode, die sich nun einmal abzeichnet, aufzählen und fangen mit dem elementaren an. Das ist der Möglichkeitssinn: „Vielleicht wird die wahre Gesellschaft der Entfaltung überdrüssig und lässt aus Freiheit Möglichkeiten ungenutzt, anstatt unter irrem Zwang auf fremde Sterne einzustürmen.“ (Minima moralia, a.a.O., S. 207)

Zwischen Möglichkeiten kann gewählt werden. „Freiheit wäre, nicht zwischen schwarz und weiß zu wählen, sondern aus solcher vorgeschriebenen Wahl herauszutreten.“ (S. 172) Hier sind wir bereits bei der Logik des Fragens und Antwortens. Wo es erlaubt ist oder man sich das Recht nimmt, zu antworten, sind nicht nur die Antworten Ja und Nein erlaubt, sondern man kann die Frage selber zurückweisen. „Die vorgegebene Alternative ist bereits ein Stück Heteronomie“, heißt es dann auch in der Negativen Dialektik. „So reduzieren Entscheidungen einer Verwaltung häufig sich auf das Ja oder Nein zu vorgelegten Entwürfen“. (S. 40) Das gehört für Adorno zum Thema Identität, denn eine solche Verwaltung hält an der Identität der Frage fest, statt ihre Auflösung in Betracht zu ziehen. Der erwähnte „Auflösungsprozess des Konkreten“ hat im Gedanklichen eben diese Gestalt, dass eine konfuse Frage aufgelöst wird, derart dass mehrere, die in ihr gar nicht zusammenpasst haben, sich aus ihr emanzipieren können.

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Wenn seine Schüler das verstanden hätten, wären sie in dem, was sie selbst am meisten interessiert, dem Warentausch, zu etwas anderen Gedanken gelangt. Gerade Adornos Gedanken zum Tausch sind eine Dialektik und ein Auflösungsprozess, aber die Schüler lassen es nicht an sich heran: Er kritisiert zunächst, dass der Tausch eher uniformiere als das „Miteinander des Verschiedenen“ erlaube (S. 151), das war ja auch die Kritik von Marx. Aber wenn er das durchdenkt, muss er den Tausch auch wieder verteidigen. Denn: „Die Dinge verhärten sich als Bruchstücke dessen, was unterjocht ward; seine Errettung meint die Liebe zu den Dingen.“ Will sagen, gerade das Verschiedene ist uniformiert, man kann nicht so tun, als sei es in den Warendingen gar nicht mehr da. Und sogar was das „Verhärten“ zum „Ding“ angeht, man hat es nicht einfach auszuradieren: „Wem das Dinghafte als radikal Böses gilt; wer alles, was ist, zur reinen Aktualität dynamisieren möchte“ – wie jene Anhänger der Gruppe Krisis, die es besser fänden, wenn nicht mit Geld getauscht würde, sondern mit gesellschaftsweiten Palavern -, „tendiert zur Feindschaft gegen das Andere, Fremde, dessen Name nicht umsonst in Entfremdung anklingt“. (S. 189)

Übrigens ein Gedanke, den man heute auch bei Slavoj Zizek findet. Kein Wunder, denn Adorno wie Zizek sind Freudianer. „Liebe dein Symptom wie dich selbst“, hat Zizek mal einen Aufsatz überschrieben. Liebe das Ding wie dich selbst.

Man hat das Ding so wenig bloß auszuradieren, dass Adorno es sogar der befreiten Ökonomie zuschreibt: „Im Moment des Planens […] ist das dinghaft Fremde aufbewahrt“. Damit kann nur Geld gemeint sein, die Ware-Geld-Beziehung nicht als Gegenteil, sondern als Gegenstand des Planens. Und hier spricht er über Marx: Der habe „sein Verhältnis zur Arbeitsteilung, zum Grund von Verdinglichung, geändert“. (S. 190 f.)

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Den zweiten Teil der Beilage zu Adornos Dialektik-Begriff setze ich auch gleich ins Netz. Er bringt meine Rezension von Adornos im vorigen Jahr erschienenen Vorlesungen „Einführung in die Dialektik“. Diese Beilage, mit ihren beiden Teilen, ist nicht gestern entstanden, sondern nach und nach; sie wird hier eingeschoben, ohne dass sich die Niederschrift der aktuellen Notizen zum 4. Teil der Serie Die Andere Gesellschaft verzögert.