1
In dieser Notiz versuche ich die Frage zu beantworten, ob die Marktmaschine, das stählerne ökonomische Gehäuse unserer Gesellschaft, im Übergang zur Anderen Gesellschaft „nur“ umgebaut oder ganz abgeschafft werden sollte. So viel ist klar, dass sie nach dem Umbau nicht mehr fürs Kapital funktionieren würde, denn genau um das zu erreichen, hätte man umgebaut. Wir erörterten bereits die Frage, ob sie dann überhaupt noch als Maschine funktionsfähig wäre: angetrieben weder mehr durch den „Hunger“ der Individuen, die zur Arbeiterklasse zählen, noch durch das „Gewinnstreben“ der Kapitalisten. Ich will zuerst diese Erörterung ins Gedächtnis rufen und dabei auch abrunden. Der „Hunger“ ist keine Antriebskraft mehr, wenn das Grundeinkommen eingeführt wird, und dem „Gewinnstreben“ wird eine Grenze gesetzt, hatte ich ausgeführt. Es muss erst einmal klar sein, worauf die Ausdrücke hindeuten.
Vom Gewinnstreben ist nicht in einem allgemeinen Sinn die Rede, sondern es geht um die Erstrebung des „unendlichen Mehrwerts“, die das Kapital definiert. Der versperren wir den Weg. Das b e g r e n z t e Gewinnstreben ist, wenn wir der Definition folgen, k e i n k a p i t a l i s t i s c h e s mehr. Es kann einfach das Bestreben sein, nicht mit roten Zahlen abzuschließen. Derart gewissenhaft rechnende Unternehmer, die mit den guten Eigenschaften ihres Berufsstands ausgestattet sind, „Intelligenz“, „Entschlossenheit“, „geschäftsführende Geschicklichkeit“, mögen „ihr Gewerbe […] so gern haben, dass ihre Arbeit viel billiger als gegenwärtig erhältlich wäre“; das lesen wir schon bei Keynes. Daneben wird es freilich andere geben, denen die Gesellschaft einen Laufstall zuweisen und dessen Gitter bewachen muss, weil sie nicht selbst Manns genug sind, ihren Spieltrieb zu kontrollieren. „Für […] die Befriedigung dieser Triebe ist es aber nicht notwendig, dass das Spiel um so hohe Einsätze wie gegenwärtig gespielt wird.“ (Allgemeine Theorie der Beschäftigung, des Zinses und des Geldes, 10. Aufl. Berlin 2006, S. 318 u. 316).
Ebenso reden wir nicht unspezifisch vom Hunger, wo gesagt werden könnte, es habe immer welchen gegeben, sondern in dem speziellen, auch von Marx hervorgehobenen Sinn, dass jemand v e r hungern müsste, w e n n er nicht seine Arbeitskraft für die k a p i t a l i s t i s c h e P r o d u k t i o n verkaufte. Eine solche Konstellation wurde historisch hervorgerufen durch die „Trennung der unmittelbaren Produzenten von ihren Produktionsmitteln“, wie ebenfalls Marx sagt – die Vertreibung der Bauern von ihren Äckern -, ihre letzte Existenzbedingung aber, darauf weist Karl Polanyi hin, war die Reform der Armengesetzgebung zunächst in England im Jahr 1834. Davor lag eine Übergangszeit, in der bereits die Industrielle Revolution um sich griff, nach Arbeitskräften also bereits gesucht wurde, deren Verfügbarkeit aber noch durch spätfeudale Formen von Armenhilfe behindert war.
Man kann in der Armenhilfe mit etwas Übertreibung eine Art präkapitalistisches Grundeinkommen sehen, und dann könnte argumentiert werden, da sehe man ja den dysfunktionalen Charakter des Grundeinkommens für die Marktmaschinerie. Indessen war die Situation damals ganz anders als heute. Damals waren aus Bauern Landstreicher geworden und diese über Jahrhunderte demoralisiert; deshalb und auch wegen des höllischen Charakters der frühen Fabriken – und selbst wenn sie nicht höllisch gewesen wären, hätten sie als ungewohnte Welt viel Angst erregt – konnte man bei Leuten, die nicht zur Arbeit gezwungen wurden, kaum viel Arbeitsmotivation erwarten. Nachdem der Zwang aber einmal gewirkt hatte, stellte sie sich ein. Am Ende des 19. Jahrhunderts wollte die Arbeiterklasse nicht mehr aufhören zu arbeiten, sondern nur selbst über die Arbeit bestimmen, ja vielleicht nur besser entlohnt werden. Der Prozess der Disziplinierung, damit auch der Gewöhnung, der nun hinter ihr lag, hatte wenige Jahrzehnte erfordert. Weil er erfolgreich war, konnte in den USA die Sklaverei abgeschafft, in England der Arbeiterklasse das politische Wahlrecht zugestanden werden. Darin allein schon liegt ein Grundargument fürs Grundeinkommen: Arbeitsmotivation war nun da, auch unabhängig vom „Hunger“; das ganze 20. Jahrhundert über wurde sie immer noch fleißiger eingeübt; es kann nicht erwartet werden, dass sie einfach wieder verschwindet, nur weil das Grundeinkommen eingeführt wird.
Heute aber stellen wir zudem fest, dass eine Vielzahl v e r s c h i e d e n e r Arbeitsmotivationen entstanden sind. Dieses Argument wurde am Ende der vorigen Notiz mit dem Rückgriff auf Polanyis wirtschaftsgeschichtliche Untersuchungen vorbereitet. Da stellte sich nämlich heraus, dass man eine Vielzahl von Motivationen in allen vorkapitalistischen Produktionsweisen findet. Im europäischen Feudalismus zum Beispiel motivierten „Sitte und Tradition, öffentliche Pflicht und private Verpflichtungen, religiöse Vorschriften und politische Treue, gesetzliche Pflichten und administrative Verordnungen“. Und nicht bloß der nackte Hunger. Und auch kein abstrakter Wille, zu arbeiten um der Arbeit willen. „Mönche trieben aus religiösen Gründen Handel“, und so weiter. Auf diese Dinge habe ich natürlich nicht deshalb verwiesen, weil es angesagt wäre, zu mittelalterlichen Motivationen zurückzukehren. Der Rückblick sollte vielmehr zeigen, dass für genügend Arbeitsleistung auch so gesorgt sein kann, dass es v i e l e Motivationen gibt und sie gesellschaftlich z u s a m m e n w i r k e n .
Wenn wir fragen, welche Vielzahl von Motivationen es h e u t e gibt, stoßen wir etwa auf Konsumlust, den Wunsch zu erleben, dass man „dazu gehört“, die Freude, seine Kraft – die erworbene Arbeitsqualifikation – äußern zu können, Genugtuung, hierfür „anerkannt“ zu werden, überhaupt die Freude am Können („Funktionslust“) und oft auch, obwohl der Kapitalismus das gar nicht fördert, das Interesse am Guten und Schönen, übersetzt in den Wunsch, an seiner Herstellung beteiligt zu sein. Davon war in der 61. Notiz schon die Rede. Es wird hier nur in den neuen Kontext eingefügt. In der 61. Notiz ging es um das Argument, dass auch ohne Zwang hinreichend viel gearbeitet werden würde. Dass es sich um Arbeit im Kontext einer Marktmaschine handelt, wurde da nur stillschweigend vorausgesetzt. Die Voraussetzung wirkte sich aber darin schon aus, dass wir ein Element von Nötigung auch der Gesellschaft mit Grundeinkommen beigeben mussten. Denn für den Fall, dass doch einmal zu wenig Arbeit vorhanden wäre, wurde die Senkung des Grundeinkommens in Aussicht gestellt.
Jetzt sind wir dabei, die Voraussetzung als solche zu explizieren. Da finden wir uns eben vor die Frage gestellt: Muss denn, soll denn wirklich im Kontext einer Maschine gearbeitet werden? Das heißt doch, in einem Kontext von Zwang? Wie er noch an unserm Modell des Grundeinkommens, wo auf dessen Bezieher unter Umständen Druck ausgeübt werden muss, unübersehbar ist. Die angedrohte oder wirklich vollzogene Senkung des Grundeinkommens wäre maschinentypischerweise dazu da, ein verlorenes Gleichgewicht automatisch wiederherzustellen.
2
Der Reale Sozialismus hat nicht die kapitalistische Marktmaschine zur nichtkapitalistischen umgebaut, sondern hat die Nichtmarktmaschine zu bauen versucht. Eine Maschine sollte es jedenfalls sein. Man könnte zwar glauben, der Reale Sozialismus sei einfach zur aus archaischen Zeiten bekannten „redistributiven“ Ökonomie zurückgekehrt, in welcher man die Resultate der Produktion dem Staat zur Verfügung stellt und dieser dann bestimmt, wie sie an die Gesellschaft ausgeteilt werden. Aber das ist genau deshalb nicht der Fall, weil die archaische redistributive Ökonomie keinen maschinellen Charakter hatte.
A u t o m a t i s m u s auf der Basis der H o m o g e n i t ä t aller ökonomischen Elemente, zwei Konstitutiva der Maschine, waren in archaischen Gesellschaften natürlich unbekannt. Wie wir an der Ökonomie des afrikanischen Königreichs Dahome im 18. Jahrhundert sehen, konnte zwar buchstäblich alles geregelt und alles aufeinander bezogen sein. „Ergab sich bei irgendeiner Feldfrucht Über- oder Unterproduktion, wurde den Bauern der Anbau einer anderen Feldfrucht anbefohlen.“ „Wenn es sich herausstellte, dass zuviele Schweine geschlachtet und verkauft worden waren, dann wurde der Verkauf von Schweinefleisch für die Dauer eines Jahres eingestellt.“ „Nahrungsmittel [konnte] man nur auf dem Markt und nur für Kaurimuscheln kaufen“. „Kauri […] erwarb seinen Rang als Währung durch eine staatliche Politik, die seine Verwendung regelte und vor übermäßiger Verbreitung schützte, indem man die freie Einfuhr von ganzen Schiffsladungen verhinderte.“ (Karl Polanyi, Ökonomie und Gesellschaft, Frankfurt/M. 1979, S. 262, 267, 263, 363) Gerade am Geld springt ins Auge, dass die Ökonomie, in allem zwar geregelt, zugleich inhomogen war, denn neben Kauri als dem „Geld der Armen“ gab es ungeprägtes Gold als Handelsgeld und Luxusgüter, die als „Prestigegeld“ ausgezeichnet waren. (S. 367)
Eine gewisse Ähnlichkeit mit realsozialistischer Planung samt Einbau von Marktelementen ist also unverkennbar. Der Unterschied ist aber, dass alles nur “ a n b e f o h l e n “ werden konnte und dies auch so gewusst und allgemein gebilligt wurde. Immerzu reisten Menschen umher, um Befehle zu übermitteln, die mit dem übereinstimmten, was die Gehorchenden sich selbst befahlen oder befohlen hätten. „Der Hauptgrund […], warum die das ganze Land umfassenden statistischen Erhebungen ohne besondere bürokratische Schikanen abliefen, war das Mitwirken der Bevölkerung, die das Ganze als selbstverständlich betrachtete und sich spontan an die Regeln hielt.“ (S. 264 f.) Der Realsozialismus konnte sich so eine eingestandene Befehlsökonomie nicht leisten: weil die Menschen nicht freiwillig gehorchten. Stattdessen gestanden sich seine Intellektuellen den Wunsch, das ökonomische System möge als eine Maschine funktionieren.
Faszinierend erschien die Idee des k y b e r n e t i s c h e n Planungssystems: „Die Kybernetik entstand zunächst aus praktischen Bedürfnissen, die eine eingehende Untersuchung der Funktionsprinzipien von Steuerungssystemen und Systemen automatischer Regelung auf den verschiedensten Gebieten der Technik notwendig machten. […] Heute sind Regelungssysteme verwandter Art in fast allen Bereichen der Wirklichkeit bekannt“, bis hin zur gesamtgesellschaftlichen ökonomischen Planung. „Vor allem aus der wachsenden Komplexität der ökonomischen Leitungstätigkeit ergibt sich, dass die Entwicklung und Anwendung der ökonomischen Kybernetik ein objektives Erfordernis bei der Gestaltung des ökonomischen Systems des Sozialismus darstellt.“ (Ökonomisches Lexikon A – K, 2. Aufl. Berlin [DDR] 1969, S. 1198 f.)
Automatische Regelung als objektives Erfordernis – man muss sich klarmachen, was das heißt. Ein Automatismus ist etwas ganz anderes als ein Befehl. Mit einem Befehl wird ein Ziel vorgegeben: Wie es zu erreichen ist, bleibt dem Gehorsam überlassen. So gibt es nicht nur e i n e n Weg, eine Klassenarbeit zu schreiben oder auf Befehl der militärischen Leitung eine Brücke über einen Fluss zu schlagen. Der Befehl lässt einen Freiraum, der freilich durch das befohlene Ziel zwingend begrenzt ist. Eben wegen dieses Elements von Zwang mag man geneigt sein, ihn mit der automatischen Regelung, die ebenfalls zwingend ist, mehr oder weniger gleichzustellen. Der Unterschied ist aber, dass die automatische Regelung genau festlegt, wie ihr gefolgt zu werden hat. Sie ist nicht nur „ebenfalls zwingend“, sondern die Totalisierung des Zwangs. Wie konnte sie dann aber für eine gute sozialistische Idee gehalten werden? Nun, man hoffte natürlich, die Bevölkerung werde wie in Dahome „das Ganze als selbstverständlich betrachten und sich spontan an die Regeln halten“. Dann wäre sie selbst der Gesamtwissenschaftler, der sich der Automatik als eines Instruments bedient, dadurch dass er sich selbst freiwillig beherrscht.
Die realsozialistische Maschine wurde nicht durch „Hunger“ noch „Gewinnstreben“ angetrieben. Man hoffte, ein Ensemble verschiedener Motivationen würde an deren Stelle treten: Verantwortungsbewusstsein, Stolz auf anerkannte Leistungen, Arbeit als Lebensbedürfnis, Konsumlust durchaus – der Versuch, sich eine „Prämie“ zu verdienen – und, wenn alles nichts half, die Angst vor Kritik oder Repression. Das waren zwar andere Triebkräfte, wie auch ich postuliert habe, dass es welche geben müsste und tatsächlich gibt, aber keine unproblematischen. Zu viele dieser Motive, die man erhoffte und voraussetzte, liefen auf Abhängigkeit der Individuen von der staatlichen Befehlszentrale hinaus. D i e bestimmte, was anerkennenswert war. Mit so einer Maschine war der Zwang des „Hungers“ durch andere Zwänge ersetzt, die, wie man weiß, nicht wenigen Menschen im Realsozialismus nicht weniger unerträglich schienen.
3
Der Sinn der kapitalistischen Marktmaschine war demgegenüber die Optimierung individueller Freiheit gewesen. Gewiss eine Aussage, die sich paradox anhören muss, kann „Maschine“ doch auch hier nur den automatischen, absoluten Zwang bedeuten. Der Witz ist aber, dass die Maschine sich hier nicht an die Stelle der Freiheit setzt, sondern deren Grenzen anzeigen und erzwingen soll. Ich sage „soll“, weil sie als k a p i t a l i s t i s c h e Maschine ganz andere Effekte zeitigt, die mit Freiheit oft wenig zu tun haben. Aber die Idee der Maschine, die als kapitalistische nun einmal entstand, war doch eine freiheitliche, und ich habe sie bereits beschrieben, in der 36. Notiz: „Wie soll man denn überhaupt die Koordination von Millionen Wahlhandlungen in einer Gesellschaft erfassen, die aus freien Individuen besteht? Frei sind sie schon im Kapitalismus, wenn auch durchaus nicht vollständig frei. Da muss man etwas tun, um dem Chaos zu entgehen. Deshalb gibt es zum Versuch, die Koordination zu erfassen und das Erfasste möglichst umzusetzen, gar keine Alternative.“
Näher angeschaut, besteht durchaus nicht die ganze ökonomische Welt aus „freien Individuen“, sondern nur die Unternehmer sind zunächst einmal frei. Die Arbeiter sind es bestenfalls, und nur teilweise, in ihre Rolle als Konsumenten. Aber auch das schon ist beeindruckend, wie Unternehmer, ohne sich abzustimmen, verschiedene Produktionen planen und ausführen lassen und ihr Zusammensein sich gleichwohl als koordiniert erweist. Die Koordination wird von der Marktmaschine hervorgebracht: durch die Warenpreise, die vorgefunden werden und beantwortet werden müssen. In ihnen hat sich im Idealfall alles Marktgeschehen zur Kennziffer verdichtet. Jede Produktionsinitiative eines Unternehmers muss nun die Form einer Antwort auf die vorgefundenen Preise annehmen. Die gut gelingende „Allokation“ der Güter auf unsern Konsummärkten speist sich aus dieser Mischung aus freier Initiative und dem Zwang, sie mit der Kennziffer verträglich zu machen. Man kann sagen, sie offenbart jedem frei Handelnden die Grenzen dessen, was möglich ist. Wird dadurch, dass es solche Grenzen gibt, die Freiheit wieder zurückgenommen? Nein, sie kann anders als begrenzt gar nicht gedacht werden. Wie wir von Leibniz wissen, hat selbst Gott nur die beste aller m ö g l i c h e n Welten erschaffen.
So gesehen spricht nichts gegen diese Maschine. Wir verstehen nun auch, in welcher besonderen Weise die an ihr orientierte „Volkswirtschaft“ beanspruchen kann, eine Wissenschaft zu sein. Seltsam berührt es uns zwar, dass sie eher aussagt, was ökonomisch sein soll, als was ist. Aber darin, dass sie einen Gegenstand hat, von dem sie die exakten (mathematisch formulierbaren) Bedingungen der Möglichkeit anzugeben weiß, unterscheidet sie sich nicht von den Naturwissenschaften.
Ihr Sündenfall liegt freilich darin, dass ihre Vertreter – oder die Politiker, die sich auf sie berufen – das Mögliche hinterrücks wieder einkassieren und von Dingen zu sprechen lieben, die unvermeidlich seien. „There Is No Alternative“ ist eine nicht nur undemokratische, sondern auch un w i s s e n s c h a f t l i c h e Attitüde. Als wenn man von einem Fallschirmspringer erwartet, dass er den Schirm nicht öffnet, um möglichst genau senkrecht zu fallen. Ist das Sinn des Fallgesetzes? Nein. Ich habe ebenfalls schon in der 36. Notiz bemerkt, dass es zu dieser ursprünglichen Degeneration der Marktmaschinenwissenschaft deshalb kommt, weil sie zugleich die Vermeidbarkeit der kapitalistischen Krisen behaupten muss. Da wird Freiheit zur Gefahr, wenn sie sich nicht in pure „Einsicht in die Notwendigkeit“ verwandeln lässt. Nun muss man auf einem ganz schmalen Steg wandeln, etwa den Billiglohn akzeptieren, wenn man Arbeiter ist, oder dem Finanzkapital Geld schenken, damit es aufhört, die Kreditgabe zurückzuhalten, wozu es sich seinerseits gezwungen sieht. Zuletzt a u t o m a t i s i e r t man, im Hochfrequenzhandel der Börsen, d i e S p e k u l a t i o n – wahrlich eine Verrücktheit, wenn man bedenkt, dass „Spekulation“ einmal der freiheitlichste philosophische Begriff war.
Aber das sind nicht unsere Probleme, da es in der Anderen Gesellschaft kein Kapital mehr und also auch keine kapitalistischen Krisen gibt. Die dieser Gesellschaft gemäße Marktmaschinenwissenschaft beginnt nicht mit dem Postulat der Freiheit der Marktteilnehmer, um es dann Schritt für Schritt zu widerrufen – die Marktteilnehmer ins Notwendige und Unvermeidliche zu treiben -, sondern umgekehrt, sie zeigt zuerst die unübersteigbaren Grenzen des Möglichen auf, um dann d i e F r e i r ä u m e zu erörtern. Man wird staunen, wie viel Freiraum es gibt, wenn die Maschine erst dahin umgebaut ist, dass sie sich mit Kapitallogik nicht mehr verträgt.