1
Am Ende der vorigen Notiz hatte ich dargelegt, dass die Andere Gesellschaft ihr grundsätzliches Marktgeschehen nicht von der „Schwarmintelligenz“ der Märkte, sondern durch allgemeine ökonomische Wahlen festlegen lässt: „Die allgemeine Richtung, die von der Gesamtheit der Märkte längerfristig eingeschlagen werden soll, wird in konkurrierenden ökonomischen Programmen vorgeschlagen. Alle im Schwarm stimmen darüber ab. Da das Abstimmungsergebnis dann auch eingehalten wird, ist die längerfristige Entwicklung nicht mehr unüberschaubar, sondern bildet den verlässlichen Rahmen, in dem Märkte effizient sein können. Unter dieser Bedingung kann die Marktmaschine funktionieren.“ Heute will ich die im letzten Satz ausgesprochene These gegen zwei naheliegende Einwände verteidigen.
Mit dem ersten Einwand bleiben wir noch bei Joseph Vogl, dessen anregender Essay uns in der vorigen Notiz geleitet hatte (Das Gespenst des Kapitals, Zürich 2011): Wird das Funktionieren der Marktmaschine nicht durch die neuen „Finanzprodukte“, überhaupt die neue Realität der Finanzmärkte seit den 1970er Jahren unmöglich gemacht? Sind s i e nicht für die schweren Krisen verantwortlich? Wenn sie es wären, hätten unsere Überlegungen zur Marktmaschine, die sich durch den Gleichgewichtspreis steuert, noch gar nicht an den Kern des Krisenproblems gerührt, da wir bisher von alten oder neuen Sonderlogiken der Finanzmärkte vollständig abstrahiert haben.
Der zweite Einwand liegt in der Frage, was denn ein „Abstimmungsergebnis“ nützen soll, das in einer Region des Weltmarkts über deren ökonomische Proportionen entscheidet, wenn die Krise doch gerade a u s dem Weltmarkt i n die Regionen greift. Was hätte beispielsweise eine zur Anderen Gesellschaft gewordene EU davon, wenn sie in einen deregulierten US-amerikanischen Immobilienmarkt investieren wollte? Oder soll sie etwa nicht international investieren, solange bis weltweit ökonomische Wahlen abgehalten werden? Soll sie bis dahin auch keine auswärtigen Investoren hereinlassen? Ist es vielleicht so, dass die Andere Gesellschaft überhaupt nur entstehen kann, wenn sie in der EU, den USA und China gleichzeitig eingeführt wird?
2
Ich sagte, Vogl sei dadurch hilfreich, dass er neuere Markttheorie knapp und übersichtlich darstellt. Das bewährt sich, wenn wir dem ersten Einwand nachgehen. Denn was an der Finanzmarktpraxis neu ist, scheint sich wirklich auf die zwei und nur zwei theoretischen Inputs zurückführen zu lassen, die sich bei Vogl mit drei Namen verbinden:
zum einen mit Milton Friedman, der, wie Vogl darstellt, durch ein Papier von 1971 das Tor zur uferlosen Finanzspekulation aufstieß – es wurde deshalb t h e o r e t i s c h so einflussreich, weil es fast gleichzeitig mit seiner r e a l e n B e d i n g u n g , dem Zusammenbruch des Systems von Bretton Woods, auftauchte -,
und zum andern mit Fischer Black und Myron Scholes, die für ihre Theorie der, so Vogl, neuen „Finanzmaschine“ (S. 105) den Nobelpreis erhielten und darüber hinaus erreichten, dass sie „zur ‚erfolgreichsten Theorie nicht nur auf dem Gebiet der Finanzen, sondern in der gesamten Ökonomik‘ erklärt“ wurde (S. 107).
Was gespielt wird, ist in beiden Fällen recht klar, ohne dass wir uns auf die Mathematik der Modelle näher einlassen müssten. Es geht um zwei Fragen der Z u k u n f t s e r w a r t u n g , die nicht nur jeden Finanzkapitalisten, sondern überhaupt jeden Kapitalisten beschäftigen muss: erstens wie dafür gesorgt werden kann, dass die Erwartung mit hinreichender S i c h e r h e i t nicht enttäuscht wird oder die Enttäuschung, wenn sie denn eintritt, wenigstens keine fatalen Folgen hat; zweitens wie man mit dem Problem umgeht, dass wer von der Zukunft nicht enttäuscht werden will, I n f o r m a t i o n über sie haben müsste, sie aber ja noch gar nicht da ist. Mit dem Ersten befasst sich Friedman, mit dem Zweiten darauf aufbauend das Black-Scholes-Modell. Wie wir sofort sehen, sind es Probleme nicht nur „jedes Kapitalisten“, sondern überhaupt j e d e r Ö k o n o m i e , also auch derjenigen der Anderen Gesellschaft. Es wäre schon wirklich ein Wunder, wenn der Kapitalismus hauptsächlich dadurch in schwere Krisen geriete, dass er nach Sicherheit und Information fragt.
3
Wodurch gerät er in Krisen? Dazu kann auch Vogl nichts anderes sagen, als was wir gesagt haben. Auch er kann nur auf einen Tatbestand hinweisen, der mit neueren „Finanzprodukten“ und -strukturen gar nichts Spezifisches zu tun hat: „Höhere Preise erhöhen die Nachfrage und vermindern sie eben nicht.“ (S. 159) Ja, wenn das geschieht, bildet sich die Blase, und wenn sie platzt, die Krise. Damit, dass es keineswegs ununterbrochen und überall geschieht, weder auf Finanz- noch anderen Märkten, hält sich Vogl nicht auf. Er fragt daher auch nicht nach dem Grund solchen Geschehens. Wir haben das getan und wollen es jetzt nicht wiederholen. Aber wir halten fest, dass Vogl unser Urteil über die ursprüngliche Kaputtheit der kapitalistischen Marktmaschine unterschreibt, wenn er sagt, dass im vorhandenen Finanzmarkt – aber eben nicht nur dort! – „gerade stabile und aussichtsreiche Wirtschaftslagen einen diabolischen Finanzierungskreislauf in Gang setzen“ (ebd.) oder dass, näher hingeschaut, „die Beförderung marktförmiger Mechanismen – der Anreiz von Preissignalen [und anderes] – zur Paralyse des Systems“ führen kann, periodisch führen muss und im Vorfeld der gegenwärtigen Krise tatsächlich „führte“ (S. 167).
4
Sehen wir zu, wie der neueste Kapitalismus die Grube vermeiden oder zustopfen wollte, in die er dann doch wieder gefallen ist. Zunächst also hielt er sich an Friedmans neues Sicherheitsversprechen. Der Ausgangspunkt liegt darin, dass seit dem Ende des Systems von Bretton Woods der Wechselkurs der Währungen nicht mehr fixiert ist, vielmehr nach Angebot und Nachfrage frei flottiert. Dem internationalen Handel schafft das schwerwiegende Probleme, weil beim Abschluss eines Kaufvertrags Preise vereinbart werden, die zum Lieferungszeitpunkt infolge des dann geltenden Wechselkurses gestiegen oder gefallen sein mögen. Friedman zeigt auf, wie man sich vor der Fallgefahr schützen kann:
„Schwankende Währungskurse“, so Vogls Referat, „werden mit Währungsterminkontrakten abgesichert oder ‚gehedged‘; mögliche Preisdifferenzen lassen sich mit Wetten auf mögliche Preisdifferenzen versichern.“ „Preisrisiken“, wiederholt er, lassen sich „mit der Streuung von Preisrisiken, spekulative Geschäfte mit spekulativen Geschäften […] versichern“. Aus der Not geboren, fehlt es dieser Praxis nicht an ideologischem Glanz: “ G e l d p o l i t i k w i r d d e r M a r k t b e w e g u n g ü b e r l a s s e n “ – neuester Exodus aus dem Staat in die Freiheit, für den sich die Bezeichnung Neoliberalismus durchgesetzt hat. Die Folge ist jedenfalls, dass Geld „auf den Handel mit Derivaten“ gegründet wird, der in drei Jahrzehnten nach 1970 „zum weltweit größten Markt überhaupt angewachsen“ ist. Sein Volumen „erreichte das Dreifache des weltweiten Umsatzes an Verbrauchsgütern“. (S. 89 f.)
Streuung des Risikos ist das Prinzip aller Versicherungen. Bei einer Unfallversicherung etwa zahle ich durch meinen Versicherungsbeitrag für den Unfall anderer mit, wie umgekehrt alle für meinen Unfall, sollte ich ihn erleiden. Allerdings trete ich in so eine Versicherung freiwillig ein und kenne den Beitrag, den ich zahlen muss, im Voraus. Meine Zukunftserwartung bewegt sich wirklich in sicheren Bahnen. Ganz anders in Friedmans Modell. Was hier „Streuung von Preisrisiken“ heißt, ist am Platzen der US-Immobilienblase zu besichtigen, also in der Weltfinanzkrise seit 2008. Friedmans Drehbuch wurde getreulich verfilmt:
„Über verschiedene und beliebig fortsetzbare Kaskaden [von Verbriefungen, Obligationen mit unterschiedlichen Risiken] konnte […] nicht nur das Finanzierungsangebot bei steigender Kapitalnachfrage beliebig vergrößert werden, vielmehr wurden zudem die […] Kreditrisiken aus den Bilanzen der ursprünglichen Kreditgeber herausgelöst, diversifiziert und gewissermaßen versichert […]. Noch im Global Stability Report des IWF vom April 2006 heißt es dazu: ‚Mit ihrem unterschiedlichen Risikomanagement und ihren unterschiedlichen Investitionsperspektiven tragen diese neuen Akteure dazu bei, jene Schocks abzumildern und zu absorbieren, die in der Vergangenheit vor allem einige wenige, systemisch bedeutsame finanzielle Vermittlungsagenturen getroffen hatten.'“ (S. 164)
Es ist wahr, seit 2008 üben sich europäische Banken, sie stützende europäische Staaten und in letzter Instanz wir Steuerzahler darin, „jene Schocks abzumildern und zu absorbieren“. Nur dass wir so einer „Versicherung“ nie freiwillig beigetreten sind. Wenn im Zusammenhang mit Friedmans Modell von „Versicherung“ gesprochen wird, ist das eine pure und zudem irreführende Metapher. Tatsächlich handelt es sich darum, dass Kapitalisten ihr Risiko an andere, auch ganz Unbeteiligte, wie eine heiße Kartoffel weitergeben. Das tun sie nicht, damit es alle ein bisschen trifft, sondern weil jeder versucht, sich aus der Schusslinie zu bringen: s e l b s t unbeteiligt an den bösen Folgen d e r e i g e n e n T a t zu sein. So läuft es eben, wenn „Versicherung“ nicht vom Standpunkt der Assoziation der Versicherten, sondern vom privaten Egoismus des je einzelnen Kapitalisten her gedacht wird.
5
In Ergänzung des Ansatzes von Friedman bringt das Black-Scholes-Modell die Wahrscheinlichkeitsrechnung ins Spiel, damit möglichst genau bestimmt werden kann, wann ein Risiko im Kontext der Risikostreuung gerade noch tragbar ist und wann nicht mehr. Es „geht […] darum“, referiert Vogl, „aus bestehenden Preisen, etwa für Aktien und Kredite, jenen Preishorizont zu errechnen, der von einer künftigen Gegenwart aus zum Motiv der Bewertung einer gegenwärtigen Zukunft werden kann. Der gegenwärtige Preis einer Option oder eines Derivats rechtfertigt sich dann, wenn in ihm eine mögliche Zukunft des zugrundeliegenden Werts wiederkehrt.“ Die „prekäre Unbekannte“ liegt „im Grad möglicher Abweichungen“. Das ist das Informationsproblem, von dem wir sprachen. Die Lösung der Black-Scholes-Differentialgleichung „[kalkuliert] de[n] problematische[n] Posten, die unbekannte künftige Volatilität […] nach den Preisamplituden und Zufallsbewegungen zugrunde liegender Werte in vergleichbaren historischen Zeiträumen. Man muss nicht die Daten und Treffer möglicher Zukünfte erraten, sondern nur einen Schwingungsraum errechnen, innerhalb dessen sie – so oder so – stattfinden könnten.“ So werden „die Spielräume von Risiken mit korrespondierenden Gewinnaussichten verrechnet“, und wer der Rechnung traut, wird glauben, das Spiel in den Spielräumen könne ohne Unfallgefahr unendlich fortgesetzt werden. (S. 101 f.)
Wenn Vogl das kritisiert, knöpft er sich die Annahme vor, „dass sich im Unvorhergesehenen bzw. Unvorhersehbaren wenigstens bestehende Erwartbarkeiten reproduzieren“ (ebd.). Damit trifft er meines Erachtens nicht den entscheidenden Punkt. Denn mag auch die Reproduktion bestehender Erwartbarkeiten in vielen Feldern des Lebens unmöglich sein: Wie sich die kapitalistische Marktmaschine in normalen und Krisenzeiten verhält, wie ihre Gleichgewichtslogik im Kleinen halbwegs zuverlässig ist und im Großen versagt – zur Blasenbildung treibt -, ist wirklich ziemlich bekannt und kann oder könnte sehr wohl in Rechnung gestellt werden. Der Fehler liegt woanders: Soll das Modell dazu dienen, die Krise nicht zu berücksichtigen, sondern auszuschließen, so kann es das mit seinen Mitteln nicht, weil darüber, wann die Preissteigerung etwa bei Immobilien zur Blase wird, die so notwendige Information fehlt. Soll die Krise aber nicht ausgeschlossen, sondern nur berücksichtigt werden, dann ist sie zu schwerwiegend, als dass sich ihr Risiko für a l l e Beteiligten als tragbar behaupten ließe. Für die Gesellschaft im Ganzen ist sie niemals tragbar. Ein Blick ins Geschichtsbuch zeigt, dass es in ihrer Folge zum Imperialismus oder zum Faschismus und Nationalsozialismus kommen kann.
Das Modell ist nicht praktikabel, weil es, ganz in den Bahnen Friedmans, nur nach der Sicherheit des am Markt beteiligten Privategoisten fragt. Der kann, wenn er sich an die Black-Scholes-Differentialgleichung hält, zum Beispiel „die Preisrisiken von Anlagen und Devisen mit Optionsverträgen in gegenläufiger Richtung ‚loswerden'“ (S. 109). Ja, man braucht nur die Variablen dieser Gleichung zu kennen: Preis des Derivats mit der Restlaufzeit T, Preis der Aktie, Restlaufzeit, risikolos steigender Zinssatz und Standardabweichung der erwarteten stetigen Rendite (Volatilität), dann sieht man schon, dem Privategoisten und nicht der Gesellschaft wird ein Möglichkeitsraum des Handelns vorgezeichnet. Der Privategoist, wenn er der Gleichung folgt und schneller als andere ist, kann zu denen gehören, die von der Blase nicht erschlagen werden, sondern von ihr profitieren.
Das alles ändert nichts an der Grundstruktur der Krise, wie sie sich schon im 19. Jahrhundert zeigte. Nur ihr Ausbruch wird durch Derivate und Optionsverträge in die Zukunft verschoben, wo sie dann umso heftiger wütet. Wenn wir nach der krisenfesten nichtkapitalistischen Marktmaschine fragen, ist die Kenntnis solcher neuen „Finanzprodukte“ nicht einmal anregend. Friedman, Black und Scholes haben ganz richtig nach Sicherheit und Information über die Zukunft gefragt. Aber eine Antwort lässt sich vom Standpunkt des Privategoismus nun einmal nicht finden.
Wenn d i e G e s e l l s c h a f t das Subjekt der Frage ist, kann ganz anders geantwortet werden. Sicherheit erlangt sie dadurch, dass sie mit ökonomischen Wahlen die zukünftigen Dinge entscheidet, statt über sie zu spekulieren. Da sie ihrer eigenen Entscheidung auch folgt, treten die Dinge tatsächlich ein. Aus dem gleichen Grund ist sie dann auch über die Zukunft informiert. Über die Preise der Zukunft soll die Gesellschaft nicht entscheiden können, braucht es aber auch nicht, um Blasenbildung zu verhindern. Es reicht, dass sie einen bestimmten Umfang der Investition in Immobilien wählt. Wenn er bekannt ist, kann er nicht spekulativ überschritten werden, das heißt er darf es nicht, bei welchen Preisen auch immer. Er könnte selbst dann nicht überschritten werden, wenn wir windige „Finanzprodukte“ in der Anderen Gesellschaft überhaupt noch beibehalten wollten.
6
Zur Anderen Gesellschaft soll es nicht erst am Sankt-Nimmerleinstag kommen. Wir stellen sie uns als eine Perspektive für die EU vor. Aber daran droht unsere Überlegung schon auf der Modellebene zu scheitern. Denn dass ein Anderes Europa über seine eigene Ökonomie Wahlen abhält, kann man sich zwar noch vorstellen, nicht aber, dass sie wählend in die Ökonomie der USA eingreift.
Oder etwa doch? Wir hatten eine ähnliche Frage schon da zu beantworten, wo es um die ö k o l o g i s c h e n Grenzen des Wählbaren ging. Da hatte ich ausgeführt, die wählende Region, also wohl die EU, habe nicht nur sich selbst darauf zu verpflichten, mit ihrer Produktion niemals ihren Anteil am Umweltraum der Erde (tragbare Schadstoffmenge pro Bevölkerungsgröße) zu überlasten, sondern habe sich auch zu andern Regionen so zu verhalten, als folgten sie derselben Verpflichtung – als würden beispielsweise in den USA nur so viel Autos gefahren, wie dort mit dem Umweltraum verträglich. Vielleicht gelingt es vielen europäischen Unternehmen, innerhalb des ökologisch tragbaren, in Europa ermittelten Verkaufsraums in den USA Autos abzusetzen. Ist der Raum aber angefüllt, muss der Export aufhören.
Die Frage, die uns jetzt beschäftigt, lässt sich analog beantworten. Zwar sind nationale und internationale Ökonomie so stark verflochten, dass keine Region und schon gar nicht eine einzelne Gesellschaft sich vom Weltmarkt und seiner Logik noch abkoppeln könnte. Zu so etwas wie „der Anderen Gesellschaft in e i n e r Region“ wird es aber trotzdem kommen – zu einer Gesellschaft, die g e g e n die Logik des kapitalistischen Weltmarkts und doch auch i n u n d m i t i h r wirtschaftet -, einfach weil die Dinge sich nicht gleichzeitig entwickeln. Diese Gesellschaft muss für eine Übergangszeit in Gesellschaften investieren, die weiterhin kapitalistisch sind, und muss auch selbst für Investoren aus solchen Gesellschaften offen sein. Aber wie sich letztere den Rahmen des ökonomischen Wahlergebnisses gefallen lassen müssen, kann umgekehrt die Gesellschaft, die ökonomisch wählt, auch dies wählen, dass sie bei einer Immobilien-Schwemme der USA von einem Punkt an, den sie vorher festlegt, nicht mehr mittun wird. Dann ist sie weder an der Blasenbildung beteiligt noch ihren Folgen unterworfen. Es darf Finanztransaktionen geben, aber wenn sie über jenen Punkt hinausgehen, werden sie unterbunden (mit einer „Finanztransaktionssteuer“ von 100 Prozent belegt).
Vogl, um ihm das letzte Wort zu geben, fasst die Logik der vorhandenen spekulativen Ökonomie so zusammen: „Nicht was war oder ist, sondern was vielleicht, möglicherweise oder wahrscheinlich eintreten wird, bestimmt den Gang der Ereignisse.“ (S. 155). „Möglicherweise“ oder „wahrscheinlich“! Das ist der Unterschied um alles. Denn was w a h r s c h e i n l i c h ist, pflegt man zu berechnen und abzuwarten und sich ihm anzupassen. Aber nach dem, was m ö g l i c h ist, könnten wir gezielt fragen, von den möglichen Antworten eine wählen und das Gewählte in die Tat umsetzen.