(92) In memoriam Elinor Ostrom

7. Umbau der Marktmaschine: Kooperation und Konkurrenz in der Anderen Gesellschaft / Vierter Teil – Vor der Erörterung von Proportionswahlen: Zugehörige neue, nicht mehr kapitalistische ökonomische Institutionen

„Kooperation und Konkurrenz in der Anderen Gesellschaft“ heißt das Kapitel, das ich mit dieser Notiz abschließe. Weil die Konkurrenz in meinen Augen von anderen kapitalismuskritischen Autoren zu sehr verdrängt wird, habe ich das Thema von ihr her aufgerollt. Aber nun soll doch am Ende die Kooperation im Mittelpunkt stehen. Und zwar die Kooperation im Hinblick auf Gemeingüter, die Allmende, die „Commons“. Damit schließt sich ein sehr großer Kreis. Denn wir kommen nicht nur auf den Anfang des gegenwärtigen Kapitels zurück, wo ich schrieb, dass „eine Ökonomie […] nicht nur aus Allmenden [besteht]“, um darauf vorzubereiten, dass mein forschendes Interesse mehr der Konkurrenz als der Kooperation gelten würde (87. Notiz). Wir runden auch nicht nur die vier Kapitel über den Markt in der Anderen Gesellschaft ab, die mit der Ankündigung begonnen hatten, es werde „zuerst nach dem Verhältnis der Individuen zur Warenmenge, dann nach dem Verhältnis der Waren untereinander, Aspekten der Konkurrenz und Kooperation“ gefragt (68. Notiz). Sondern wir holen die grundlegende Frage ein, die ganz am Anfang stand und schon in der 2. Notiz formuliert wurde:

„Was nun eine Industrie wäre, die sich einerseits zu individuellem Eigentum vervielfältigt, während sie andererseits nicht aufhört, die ‚Allmende‘ der Individuen zu sein, bleibt vorerst unerfindlich. Im historischen Beispiel der Bauernwirtschaft fielen Allmende und individuelles Eigentum räumlich auseinander. Sie waren schon deshalb kein Widerspruch. Bei der Industrie müsste man sich individuelles und ‚Allmende‘-Eigentum irgendwie als dasselbe vorstellen.“

So der Eintrag vom 24. Februar 2009. Grundlegend war und ist die Frage deshalb, weil es unser Gesamtansatz ist, eine nicht mehr kapitalistische Gesellschaft anzustreben, die hinter die im Kapitalismus schon erreichte   i n d i v i d u e l l e   F r e i h e i t   nicht etwa zurückfällt, sondern sie vielmehr noch steigert, von ihren kapitalistischen Fesseln befreit. In einer solchen Gesellschaft müssten „individuelles und ‚Allmende‘-Eigentum irgendwie […] dasselbe“ sein. Wir können das Paradox jetzt auflösen. Weil sich damit ein großer Kreis schließt, ist dann auch der Zeitpunkt gekommen, eine erste Zusammenfassung der gesamten Argumentationskette des Blogs „Die Andere Gesellschaft“ zu geben; das wird in der nächsten Notiz geschehen. Danach bleiben nur noch zwei Themen: erstens die Frage, ob alles noch am Geld scheitert, und zweitens die nähere Beschreibung der Hauptsache, der gesamtgesellschaftlichen ökonomischen Wahlen.

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Elinor Ostrom, die große Erforscherin der Commons, ist vor einem knappen Monat verstorben. Am 12. Juni 2012. Ich habe das erst während der Arbeit, durch die Arbeit an dieser Notiz erfahren und freue mich, der ersten Frau, die mit dem Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften ausgezeichnet wurde, die Notiz ganz widmen zu können. Zitieren will ich aus ihrem Büchlein Was mehr wird, wenn wir teilen. Vom gesellschaftlichen Wert der Gemeingüter, München 2011. Silke Helfrich hat es herausgegeben und ich habe es in der 87. Notiz schon einmal erwähnt.

Ich sage gleich, worauf ich hinaus will: Ostroms Gegenstand sind zwar Allmenden, von denen sie zeigt, dass es besser wäre, sie aus pur privatwirtschaftlicher Konkurrenz herauszuhalten. Das heißt im Gegenzug, sie lässt die Märkte unangetastet, in denen weiter nichts als privatwirtschaftliche Konkurrenz geschieht. Ihre Beispiele für Allmenden oder „Commons“ sind die Wasserversorgung, der Fischbestand, die Wälder oder auch die Häuser, die aus Eigentumswohnungen bestehen. Das kann nicht weit führen, mag mancher denken, da Ostrom zwar von den Fischern, aber nicht von der Lebensmittelindustrie und ihren „Supermärkten“, zwar von Wäldern als Naturschutzgebieten, aber nicht von der Konkurrenz unter Möbelindustriellen spricht. Weit gefehlt! Denn es zeigt sich, dass alles, was sie über Wälder und Fischerei herausgefunden hat, auf Lebensmittel- oder Möbelmärkte und überhaupt auf alle Märkte  ü b e r t r a g e n  werden kann. Man kann, wenn man Ostrom liest, auf den Gedanken kommen, dass  a l l e  M ä r k t e ,  d i e  e s  g i b t ,  i n  C o m m o n s – I n s t i t u t i o n e n  v e r w a n d e l t  w e r d e n  s o l l t e n , wobei sie, das ist der Witz,  n i c h t  a u f h ö r e n  w ü r d e n ,  M ä r k t e  z u  s e i n .

„Es sind nämlich die Nutzer selbst, die vor Ort den besten Einblick in die konkreten Bedingungen haben“, schreibt sie zum Beispiel (S. 30 f.) Damit will sie sagen, dass Entwicklungshilfeprojekte sich nicht bloß an Dritte Welt-Regierungen adressieren sollten, sondern auch und vor allem an die, die es „vor Ort“ unmittelbar betrifft. Aber das Argument gilt genauso für Märkte in hochentwickelten Ländern, und ich habe es schon selbst gebraucht: Unternehmen vor Ort haben besseren Einblick in die konkreten Bedingungen als ein Staat, der von oben herab pauschal plant. Das ist wahr, wenn die Unternehmen kooperieren, und es ist ebenso wahr, wenn sie konkurrieren.

Ostrom plädiert nun keineswegs dafür, den Nutzern vor Ort die Pflege der Commons, die ihr Thema ist, ganz und gar zu überlassen. Nein, die Regierung spielt schon auch eine Rolle, und in vielen Fällen müssen wirklich Ingenieure aus hochentwickelten Ländern anreisen. Es geht aber darum, dass sie nicht einfach den Ansässigen eine Konstruktion vor die Nase knallen, ohne sich darum zu kümmern, ob und wie die Ansässigen mit den Benutzungsregeln umgehen können oder wollen, die in der Konstruktion angelegt sind, sondern dass sie diese zusammen und im Austausch mit den Ansässigen entwickeln. Dem entspricht, dass die Andere Gesellschaft sich zwar der Märkte bedient, um vom Wissen der Unternehmen vor Ort zu profitieren, ihnen aber die Regulation nicht überlässt. Sie führt vielmehr die übergeordnete Ebene gesamtgesellschaftlicher ökonomischer Wahlen ein, und was dann wirklich gewirtschaftet wird, ist Resultante aus dem jeweiligen Wahlresultat und dem Wissen vor Ort, wobei das Wahlresultat den Primat hat.

Ostrom geht davon aus, dass es der Verwaltung von Commons am besten tut, wenn sie in kooperativer Selbstbestimmung der Nutzer geschieht und diese sich in einem immer mühsamen Prozess die Regeln erarbeiten, die den Bedingungen vor Ort und ihnen selbst am besten angepasst sind. Dabei vergeht Zeit, es wird hin und her experimentiert und manche Experimente verschiedener Beteiligter werden ähnlich oder gar identisch sein, bevor sie sich zu einem späteren Zeitpunkt durch gemeinsamen Beschluss zu einem einzigen Verfahren verdichten. Welche unökonomische „Redundanz“, schimpfen da die Marktradikalen, Ostrom aber kann empirisch nachweisen, dass solche Redundanz gebraucht wird, um den Bedingungen vor Ort wirklich gewachsen zu sein, zumal diese sich auch ständig verändern. Sie verallgemeinert: „Wenn es […] innerhalb eines Gebietes ähnliche oder parallele Institutionen mit autonomen Zuständigkeitsbereichen gibt, kann jede Institution simultan mit anderen im eigenen Umfeld mit Ideen und Regeln experimentieren. Das vervielfacht das Handlungswissen.“  D e s h a l b  ist eine Ökonomie, die sich an Redundanz nicht stört, in vielen Fällen sowohl dem Marktradikalismus als auch der Staatsplanung überlegen. (S. 37 f.) Was aber den Marktradikalismus angeht, so lügt er sich sogar in die Tasche, und das ist hier der springende Punkt.

Denn die Vernichtung von Redundanz, die im einzelnen Unternehmen grassiert, damit die Kosten minimiert werden, wiederholt sich keineswegs auf der Ebene der Konkurrenz der Unternehmen, die im Gegenteil ein höchst redundantes Phänomen ist. Wenn viele Unternehmen statt eines einzigen Schuhe anbieten, dann ist das redundant. Solche Redundanz ist aber gerade gut, jedenfalls solange nicht  z u  v i e l e  Unternehmen beteiligt sind. Unternehmen, die in irgendeinem Markt konkurrieren, sind „parallele Institutionen“ im Sinne von Ostrom. Auch dafür, dass es nicht zu viele sein sollten – ich habe in der 90. Notiz zu beschreiben versucht, wie die Andere Gesellschaft das erreichen kann -, gibt es bei Ostrom eine Entsprechung. Denn sie sagt, es müsse klar sein, wer Zutritt zu den Commons hat und wer nicht. Sie muss das ja sagen, geht es ihr doch darum, dass zum Beispiel Fischbestände nicht grenzenlos ausgebeutet und so übernutzt werden. In der Anderen Gesellschaft wird nun  j e d e r  M a r k t  mit einer Zutrittsschwelle versehen, in der Weise, wie ich es in der 90. Notiz beschrieben habe.

Dass das notwendig ist, kann man aus Ostroms eigener Argumentation ersehen, auch wenn sie es nicht sieht oder jedenfalls nicht ausspricht. Sie schreibt: Gut, es gibt Wälder, die als Schutzgebiete ausgewiesen sind, sie sind aber dennoch „rund um die Welt von Entwaldung bedroht, da sie nicht ausreichend mit Geld und Sachmitteln ausgestattet sind“ (S. 59). Ja, woran liegt das? Daran, dass die Staaten in ihrer Geldvergabe der marktradikalen Logik folgen. Also letztlich daran, dass die kapitalistischen Märkte über das Schicksal der Commons entscheiden, statt dass das Schicksal der Commons über die kapitalistischen Märkte entscheidet. Um nun zu erreichen, dass Letzteres geschieht, muss man alles, was Ostrom über erforderliche Commons-Institutionen schreibt, auf die kapitalistischen Märkte übertragen. Dass sie also zum Beispiel begrenzt werden und sich ihr Verhalten aus dem Austausch mit einer übergeordneten Ebene ergibt. Allein dadurch aber, dass sie begrenzt werden, hören sie auf,  k a p i t a l i s t i s c h e  Märkte zu sein, denn das Kapital ist ja, wie ich oft wiederholt habe, mit Marx, durch seine ins Unbegrenzte strebende Logik definiert: „Das Kapital als solches setzt nur einen bestimmten Mehrwert, weil es den unendlichen nicht at once setzen kann; aber es ist die beständige Bewegung, mehr davon zu schaffen.“ (MEW 42, S. 253)

2

Dem, was ich über Märkte der Anderen Gesellschaft geschrieben habe, kommen besonders die von Ostrom erörterten „Individuell Transferierbaren Quotensysteme“ (ITQ) nahe (S. 64 ff.). „Die Funktionsweise ist recht einfach. Die jeweiligen Regierungen definieren die erlaubte Fangmenge pro Fischer oder Fischereibetrieb und vergeben danach Quoten an die einzelnen Fischer. Diese können sie entweder ausschöpfen oder die ihnen per ITQ zugewiesene Fangmenge an andere Fischer verkaufen (daher der Begriff ‚übertragbar‘). Sehr wichtig ist, dass die Begrenzung der Gesamtfangmenge auch tatsächlich durchgesetzt wird, denn sonst kann das System für den Ressourcenschutz nicht funktionieren.“ (S. 64) „Die neuseeländischen Behörden fanden heraus, dass die Modelle, die der ursprünglichen Zuteilung für feste Quoten zugrunde lagen, im Laufe der Zeit angepasst werden mussten. Infolgedessen erhielt das Fischereigewerbe seit 1990 keine festen Quoten mehr, sondern nur noch Quoten, die einem Anteil der insgesamt zulässigen Fangmenge entsprechen.“ (Die Unterscheidung ist leider unklar formuliert.) „Mit der Zeit wurde aus der ursprünglichen ITQ-Verordnung ein System, in dem sich die Fischer direkt an der Datensammlung und der Politikgestaltung beteiligten. Das System ist noch in der Entwicklung“, schließt Ostrom, so dass wir uns selbst fragen können, wie wir es weiterentwickeln würden. (S. 65 f.)

Man beachte, dass sie hier schon wie selbstverständlich davon ausgeht, dass die Fische von einer Vielzahl  s e l b s t ä n d i g e r  Fischereibetriebe gefangen werden. Da die dem einzelnen Betrieb zugewiesene Fangmenge teilweise oder ganz verkauft werden kann, entspricht das System dem europäischen Emissionsrechtehandel. Ostrom weist selbst darauf hin, moniert aber, dass im Fall der Emissionen „die erlaubte Gesamtmenge […] zu hoch“ ist. (S. 75) Außerdem wird nicht hinreichend kontrolliert, ob die Beteiligten sich an die Grenzen der Gesamtmenge halten. Wie sollte das aber auch geschehen? Was die Fischcommons angeht, weiß Ostrom vom kanadischen Überwachungssystem zu erzählen, „demzufolge Beobachter direkt an Bord alle Fänge erfassen“ (S. 65). Daran ist immerhin die Rigidität bemerkenswert, die sich die kanadische Regierung aus guten Gründen erlaubt, und ich habe noch nicht gehört, dass ihr deshalb jemand vorgeworfen hätte, sie sei kommunistisch. Praktikabel für beliebige Märkte ist das System der direkten Beobachter aber wohl nicht; da werden wir uns noch etwas ausdenken müssen. Festhalten kann man, dass das europäische System  n i c h t  daran scheitert, dass seine Beteiligten  k o n k u r r i e r e n d e  U n t e r n e h m e n  sind. Wenn die Gesamtmenge der erlaubten Emissionen kleiner wäre und ihre Grenzen gut bewacht würden, wäre die Konkurrenz der Unternehmen nicht schlimm und würde ja immer noch oder nun erst recht dazu führen, dass sie ihre unternehmerischen Mittel sparsam einsetzen und den technischen Fortschritt zu beschleunigen versuchen.

Wir sehen aber außerdem, dass ein ITQ-System nicht unbedingt die Einführung eines Sondergeldes verlangt, als welches wir die europäischen Emissionszertifikate ansprechen dürfen. Denn davon ist beim ITQ-System der Fischer keine Rede. Der Kern der Sache ist nur, dass man einen Weg finden muss, wie eine Quote rechtmäßig übertragen werden kann. Worin er am besten besteht, ist vielleicht noch gar nicht herausgefunden. Und hier erinnere ich an den Weg, den ich selbst in der 90. Notiz skizziert habe: Wenn ich einen Teil meiner Quote (meines „Anteils am Kuchen“, wie ich da formuliert habe) absichtlich Anderen übertrage, passiert doch im Endeffekt dasselbe, wie wenn diese Anderen mir denselben Teil in der Konkurrenz entwinden, ohne dass ich davon begeistert bin. Nur dass im letzteren Fall der Staat nicht einzugreifen braucht – ein gewaltiger Vorteil -, außer dass er, wie gesagt, die Grenzen der Gesamtmenge überwacht und im Übrigen dafür sorgt, dass es nicht zu viele Konkurrenten gibt, von denen Einige zuletzt Konkurs anmelden müssten. So verallgemeinert, lässt sich das „ITQ-System“ auf alle Märkte anwenden. Und da es ein System der Commons-Verwaltung ist, heißt das, alle Märkte können wie Commons-Institutionen behandelt werden – quod erat demonstrandum.

Zu den anfänglichen Quoten eines beliebigen Marktes in der Anderen Gesellschaft kommt es auf einem von zwei Wegen. Es hängt davon ab, welche Gesamtmenge von Gütern in den gesamtgesellschaftlichen ökonomischen Wahlen gewählt worden ist. Entweder ist gerade die Menge gewählt worden, um die in einem Markt ohnehin faktisch konkurriert wird. Dann bleiben die Anfangsquoten der beteiligten Unternehmen, wie sie von selbst sind; niemand muss sie zuordnen. Es würde lediglich eine Erhöhung der Menge verhindert. Oder die Wahl hat ergeben, dass die Menge kleiner oder auch größer werden soll. Dann kommt es zu jener öffentlichen Information, von der ich gesprochen habe, über die Chance der Unternehmen, ob sie in der Konkurrenz voraussichtlich bestehen oder nicht.

Nun werden wir an dieser Stelle schon durchaus einen Unterschied machen zwischen der Verwaltung von Commons, die aus nicht regenerierbaren Rohstoffen, Pflanzen oder Tieren bestehen, und beliebigen Märkten. Denn während man die Grenzen beliebiger Märkte als Grenzkorridore bestimmen kann, die einen gewissen Spielraum haben, kann es bei der Grenzkontrolle des nicht Regenerierbaren keine Toleranz geben. Das ist dann aber auch der einzige Unterschied. Während also die Wälder aufs strengste bewacht werden, damit ihnen kein Quentchen Holz zu viel entnommen wird, können in der Konkurrenz der Möbelindustrie einige Unternehmen mitlaufen, deren Konkurrenzfähigkeit zweifelhaft war und die dann tatsächlich scheitern. Das nimmt man in Kauf: Hauptsache, die Möbelindustrie kann sich über das ihr zugeteilte Maß hinaus nicht ausweiten; wenn sie es nicht kann, verursacht sie keine zusätzliche Holzentnahme in den Wäldern.

In der Anderen Gesellschaft sind also alle Märkte Commons-Institutionen. Sie sind es ja im Grunde schon heute, da, wie ich oft betont habe, Unternehmen weiter nichts als Dienstleister der Gesellschaft sind. Dass heute nicht danach gefragt wird, wie die Gesellschaft ihre eigenen Commons definieren würde, wenn man sie zum Zuge kommen ließe, ändert daran nichts. In all diesen Commons-Institutionen wird es, wie immer, das Phänomen der „Trittbrettfahrer“ geben, solcher also, die vom Kuchen mitessen, ohne sich auch an der Produktion des Kuchens zu beteiligen. Für Trittbrettfahrer in Märkten, die als Commons-Institutionen organisiert sind, sehen wir diejenigen Konkurrenten an, die andere niederkonkurrieren wollen – statt dass es ihnen nur um technischen Fortschritt geht, der die Gewichte der Konkurrenz von selbst verschiebt -, denn sie profitieren wie alle von der Institution und tragen doch nichts dazu bei, sie zu erhalten. Wie es aber nicht ungewöhnlich ist, dass Commons-Institutionen mit Trittbrettfahrern fertig werden, so auch hier.

Man sieht übrigens auch, dass die Existenz von Unternehmen in Beschäftigtenhand (62. bis 66. Notiz) ein nicht unwichtiger Commons-Baustein ist. Solche Unternehmen werden nämlich am ehesten dafür zu sorgen versuchen, dass nicht nur sie selbst einer Commons-Instition nahekommen – Ostrom sagt allgemein, jedes moderne Unternehmen habe einige Commons-Eigenschaften (S. 24) -, sondern dass der ganze Markt, an dem sie beteiligt sind und zu dem auch Trittbrettfahrer gehören, seinen Charakter als Commons-Institution nicht verliert.

Das Paradox ist aufgelöst. Dass die Industrie ein Raum individueller Eigentümer  u n d  z u g l e i c h  ein „Allmende“-Raum sein kann, ist nun vorstellbar geworden.