Autor: Zylvia

(23) Japan und Europa

2. Keynes, Weber und Braudel über die endlose Kapitalbewegung / Zweiter Teil – Die historische Besonderheit des Kapitals im Allgemeinen

1 Wie ist das Kapital entstanden? Diese Frage wird uns einige Blog-Notizen hindurch beschäftigen. Wir sahen zuletzt, der Historiker Braudel fragt konkreter nach der Entwicklung des Kaufmannskapitals. Wie konnte es beste Handelsbedingungen auf dem Weltmarkt und zudem noch auf einem großen Binnenmarkt erlangen? Braudel zeigt, dass der englische im 18. Jahrhundert groß und homogen wurde und dass gerade England die Macht hatte, weltweit „freien Handel“ zu erzwingen. Natürlich ist Kapital erst fertig, wenn dem Kaufmannsvermögen […]

(24) Die protestantische Ethik, der Geist des Kapitalismus?

3. Herkunft und Charakter der Figur kapitalistischer Endlosigkeit / Zweiter Teil – Die historische Besonderheit des Kapitals im Allgemeinen

1 In der vorigen Notiz habe ich die These des Historikers Fernand Braudel kritisiert, der Kapitalismus verdanke seine Entstehung unter anderm einer gewissen Schwäche der europäischen Staatlichkeit im Gefolge des Zusammenbruchs des Römischen Reiches. Ich setzte dagegen, der Staat sei hier wie anderswo stark genug gewesen, sich gegen kapitalistische Tendenzen zu wehren und sie im Zaum zu halten; man müsse zu erklären versuchen, wie und warum er selber, aus seiner Stärke heraus, die Haltung diesen […]

(25) Die spinozistische Ethik

3. Herkunft und Charakter der Figur kapitalistischer Endlosigkeit / Zweiter Teil – Die historische Besonderheit des Kapitals im Allgemeinen

1 Wir beginnen jetzt den intellektuellen Faktor zu suchen, der an der Entstehung des Kapitalismus mitgewirkt hat. Max Webers Behauptung, der Calvinismus sei dieser Faktor, musste in der vorigen Notiz zurückgewiesen werden. Übrigens ist dies eingehender in Jan Rehmanns Studie Max Weber: Modernisierung als passive Revolution, Hamburg 1998 geschehen, auf die ich hiermit verweise. Wie Rehmann gleich am Anfang deutlich macht, entspringt Webers Behauptung einem bestimmten USA-Bild, das empirisch auf schwachen Füßen steht. So mache […]

(26) Der Zwang, alles zu tun, was möglich ist

3. Herkunft und Charakter der Figur kapitalistischer Endlosigkeit / Zweiter Teil – Die historische Besonderheit des Kapitals im Allgemeinen

1 Die Frage nach dem intellektuellen Entstehungsfaktor des Kapitalismus führte uns in der letzten Notiz zu Spinoza, dem Gewährsmann des Deismus und Freimaurertums: Es sprang ins Auge, dass Spinozas Beschreibung eines unendlichen höchsten Wesens, von dem die Dinge der Natur „auf keine andere Weise und in keiner anderen Ordnung“ haben „hervorgebracht werden können, als sie hervorgebracht worden sind“, sowie eines am höchsten Wesen sich orientierenden menschlichen „Streben[s], sich selbst zu erhalten“, welches eine Kraft ist, […]

(27) La Politique potentielle

4. Die Herkunftsfigur kapitalistischer Endlosigkeit von Cusanus bis zur Industriellen Revolution / Zweiter Teil – Die historische Besonderheit des Kapitals im Allgemeinen

1 Nachdem ich dargestellt habe, dass es eine Strukturanalogie gibt zwischen der Kapitallogik und einem neuzeitlichen „deistischen“ Diskurs, der dazu zwingt, „alles zu tun, was möglich ist“, und zwar alles Unendliche, denn es scheint unendlich viele Möglichkeiten zu geben, und dass die wesentlichen Züge dieses Diskurses, auf den wir zuerst bei Spinoza gestoßen sind, den aber noch Hannah Arendt reflektiert, sich zuerst in der Philosophie des Cusanus versammelt finden: stellt sich die Frage, was wir […]

(28) Die Natur und die Uhr

4. Die Herkunftsfigur kapitalistischer Endlosigkeit von Cusanus bis zur Industriellen Revolution / Zweiter Teil – Die historische Besonderheit des Kapitals im Allgemeinen

1 Ich war zuletzt „bei den Anfängen“ der Entwicklung zum Kapitalismus angelangt: bei Cusanus. Also nicht irgendein Kaufmannskapitalismus, auch keine plötzlich verfügbaren Arbeiter neben hohem Kaufmannsvermögen sollen hier als „die Anfänge“ gelten, weil all das schon vorkapitalistisch vorgekommen war, auch außerhalb Europas sogar, ohne eine kapitalistische Entwicklung eingeleitet zu haben. Freilich sind es die wesentlichen Kapitalingredienzien. Doch um sie so zusammenschießen zu lassen, dass Kapitallogik daraus werden konnte, hatte noch ein „intellektueller Faktor“ hinzutreten müssen. […]

(29) Wissen ist Macht

4. Die Herkunftsfigur kapitalistischer Endlosigkeit von Cusanus bis zur Industriellen Revolution / Zweiter Teil – Die historische Besonderheit des Kapitals im Allgemeinen

1 Bei der Suche, wie ein gewisser neuzeitlicher Allmachtsdiskurs, in den sich der Zwang einschreibt, „alles Unendliche zu tun, das möglich ist“, zur Kapitallogik hat werden können, waren wir zuletzt auf die Vermittlungsrolle des absolutistischen Staates gestoßen. Michel Foucault zufolge entstand hier ein neuer Eifer, alle verfügbaren Kräfte zu erfassen und um der Staatraison willen total auszureizen. Einer „neue[n] historische[n] Wahrnehmung“ habe er sich verdankt, „die nicht mehr auf das Ende der Zeit und die […]

(30) Die früheste Kapitalpartei

4. Die Herkunftsfigur kapitalistischer Endlosigkeit von Cusanus bis zur Industriellen Revolution / Zweiter Teil – Die historische Besonderheit des Kapitals im Allgemeinen

1 Nachdem ich in der vorigen Notiz so viel zur Vorgeschichte des Kapitalismus in England geschrieben habe, ist es angebracht, meine Überlegungen mit der Darstellung von Marx zu vergleichen. Mein Gesichtspunkt war ein anderer als der Marxsche gewesen, er setzt aber das, was Marx geschrieben hat, voraus und stellt eine, wie ich glaube, notwendige Ergänzung dar. „Die sog. ursprüngliche Akkumulation ist […] nichts als der historische Scheidungsprozess von Produzent und Produktionsmittel“, ist die erste Aussage […]

(31) Endlich!

5. Das Gegenprinzip / Zweiter Teil – Die historische Besonderheit des Kapitals im Allgemeinen

1 Wie in der vorigen Notiz angekündigt, geht es jetzt darum, der Unendlichkeit der Kapitalbewegung „auf derselben hohen Abstraktionsstufe das bessere Gegenprinzip zu konfrontieren“. Zur Vorbereitung rekapituliere ich noch kurz die Gedankenschritte des Kapitels über den allgemeinsten Kapitalbegriff, das mit diesem letzten Thema schließt. Wir begannen mit der Marxschen Formel G-W-G‘ und erkannten, dass erst die ins Unendliche greifende Wiederholung der so beschriebenen warenvermittelten Geldmehrungsbewegung, also erst G..G‘..G“ und so immer weiter, das ausmacht, was […]

(32) Ein toter Briefkasten

5. Das Gegenprinzip / Zweiter Teil – Die historische Besonderheit des Kapitals im Allgemeinen

1 Am Ende der vorigen Notiz wurden zwei Arten, die Kategorien Möglichkeit und Wirklichkeit ins Verhältnis zu setzen, unterschieden, und ich habe behauptet, die eine Art laufe auf die unendliche Selbstverwirklichungslogik des Kapitals hinaus, aus der andern aber lasse sich hierzu auf abstraktester Ebene ein Gegenprinzip gewinnen: Die Logik des Kapitals war uns schon länger als der „Zwang, alles zu tun, was möglich ist“, erschienen, wobei wir zu unterstellen hatten, dass es unendlich viele Möglichkeiten […]