Alle Artikel in: Dritter Teil – Wenn Geld, dann Kapital? Eine ökonomische Schlüsselfrage

(43) Kein richtiges Leben im falschen?

3. Adorno

1 In der vorigen Notiz begann ich eine kleine Erörterung der Philosophie Adornos unter dem Aspekt, dass er der Stammvater einer Schule von Marx-Interpreten ist, die sich heute als „neue Marx-Lektüre“ bezeichnet und die für uns deshalb interessant ist, weil sie sich gegen jegliche Ware-Geld-Ökonomie wendet; wir haben bereits gesehen, zu unserm Erstaunen vielleicht, dass sie darin zwar mit Marx übereinstimmt, mit Adorno aber gerade nicht. Einen ersten Eindruck von Adornos Haltung zur „Tauschgesellschaft“ gewannen […]

(44) Das Teufelsgelächter noch einmal

3. Adorno

1 Ich fahre fort, Adorno zu referieren, und will heute vor allem auf sein philosophisches Hauptwerk, die Negative Dialektik, einen Blick werfen. Mit der nächsten (45.) Notiz schließe ich dieses Kapitel, indem ich noch Adornos soziologische Schriften berühre, was dann unmittelbar zur „neuen Marx-Lektüre“ seiner Schüler überleitet. Mein Referat soll nicht allumfassend sein, sondern nur zeigen, wie sich Tausch und Geld in seiner Perspektive darstellen. Diese Perspektive habe ich als die einer Philosophie der Kunst […]

(45) Adorno und seine Schüler

3. Adorno

1 Wenn ich nun auf Adornos Soziologie zu sprechen komme, will ich seine Sicht der Tauschwelt nicht nochmals darstellen; da er sich immer nur kurz, wenn auch gewichtig dazu äußert, sind die Sätze, die in philosophischen, ästhetischen oder soziologischen Schriften dem Tausch gelten, selber fast austauschbar. Das spezifisch Soziologische liegt etwa in der Aussage, die Äquivalenzlogik des Tauschs führe zur Homogenisierung der Gesellschaft und bewirke eine „Gemeinsamkeit des sozialen Reagierens“. Dies ist aber nicht das […]

(46) Das „Gedachte“ im Tauschwert

4. Theorien über den Wert: Der innermarxistische Positivismusstreit

1 In den folgenden Notizen werde ich einige Beiträge erörtern, die sich einer so genannten Neuen Marxlektüre zurechnen, weil in ihr die Aussage „Wenn Geld, dann Kapital“ bejaht wird, die ich meinerseits bestreite. Wie in der letzten Notiz schon angekündigt, werfe ich zuerst auf die Tradierung einer bestimmten Aussage Adornos einen Blick, nämlich dass im Tauschwert „ein bloß Gedachtes“ stecke (Soziologie und empirische Forschung, in Gesammelte Schriften Bd. 8, Frankfurt/M. 2003, S. 209). Wir werden […]

(47) Unheimliche Begegnung der dritten Art

4. Theorien über den Wert: Der innermarxistische Positivismusstreit

1 Wir sehen jetzt zu, wie die Vertreter der Neuen Marxlektüre den Tauschwert als „Gedachtes“ erörtert haben, in Adornos Nachfolge, und beginnen mit dessen Schüler Hans-Georg Backhaus. „Zwar ist der Wert ein Gedachtes“, schreibt Backhaus 1969, „aber kein ‚Begriff‘ im Sinne der formalen Logik: eine spezifische Differenz lässt sich ebenso wenig aufzeigen wie ein materielles Korrelat. Er ist kein Gattungsbegriff“, worauf ein Adorno-Zitat folgt: „sondern ‚ein vom logischen Umfang, der Merkmalseinheit irgendwelcher Einzelelemente total verschiedenes […]

(48) Von Adorno zu Luhmann

4. Theorien über den Wert: Der innermarxistische Positivismusstreit

1 Mit zwei Strängen der Neuen Marxlektüre wollten wir uns vertraut machen; den einen, Adorno noch nahe stehenden mit Backhaus und Reichelt als Hauptvertretern habe ich in der vorigen Notiz erörtert, heute stelle ich den anderen vor und ziehe exemplarisch eine Abhandlung von Dieter Wolf zu Rate, die den Titel Kritische Theorie und Kritik der politischen Ökonomie trägt. Sie ist ursprünglich in den Wissenschaftlichen Mitteilungen des Berliner Vereins zur Förderung der MEGA-Edition erschienen (Heft 3: […]

(49) Der Punkt

4. Theorien über den Wert: Der innermarxistische Positivismusstreit

1 Wir sind dabei zu beobachten, wie Dieter Wolf, ein Vertreter der Neuen Marxlektüre, die Wertgleichung und Ware-Geld-Beziehung bei Marx interpretiert. Wenn Menschen Waren austauschen, sagt er, handeln sie unter dem Zwang, den das „gesellschaftliche Verhältnis der Sachen“ ihnen auferlegt; durch ihre „Gedankenbewegungen“, die weit entfernt sind, ihr Handeln zu bestimmen, werden sie nur „motiviert“, zu tun, was sie tun müssen. Wolfs Versuch, die Zwangsthese durch eine allgemeine Theorie von „Strukturen“, die allem Handeln vorausgingen, […]

(50) Wie löst man die Marxsche Unklarheit auf?

4. Theorien über den Wert: Der innermarxistische Positivismusstreit

1 Dieter Wolf, den ich gerade erörtere, ist selbst in die Debatte eingestiegen, siehe seine Texte unter der 49. Notiz. Darin, dass so etwas möglich ist, zeigt sich ein evidenter Vorzug des Bloggens gegenüber dem Buchschreiben. Gleichwohl kann ich Wolf nicht uneingeschränkt dankbar sein. Es ist ein paradoxer Vorgang: Seine Texte haben auch etwas von Diskussionsverweigerung. Ihre alles erschlagende Länge, ein für Außenstehende undurchsichtiger Stil und die fehlende Bereitschaft, eigene Gedanken in einem anderen Text, […]

(51) Die Neue Marxlektüre. Eine Rezension

5. Theorien über den Wert: Die dialektische Methode

Ich beginne hier ein neues Kapitel, in dem es um Methodenfragen geht, und eröffne es mit der Einschaltung eines Textes, den ich im Herbst 2009 geschrieben habe. Es handelt sich um die Rezension zweier Forschungsberichte über die Schule der „Neuen Marxlektüre“, die mich hier schon etliche Notizen hindurch beschäftigt hat und im jetzt beginnenden Kapitel noch weiter beschäftigen wird. Ursprünglich sollte die Besprechung im Freitag erscheinen, doch nachdem sie bereits eine Weile auf Halde gelegen […]

(52) „Muss“ und „kann“

5. Theorien über den Wert: Die dialektische Methode

1 Die Annahme, Marx habe sich einer Methode bedient, in der es schon liege, dass Kapital aus Ware-Geld notwendig hervorgehe, ist die letzte Hürde einer spezifisch marxistischen prinzipiellen Geldfeindschaft, die wir noch zu nehmen oder vor der wir zuletzt doch noch zu kapitulieren haben. Davon, dass ein Kausalzusammenhang Ware-Geld und Kapital verbinden soll, haben wir uns nicht überzeugen können; es soll dann aber nicht reichen, wenn man sagt, die Behauptung sei nicht durch schlüssige Argumente […]